
„Ziele muss man haben“ – ja, unbedingt. Aber wir müssen auch loslassen können. Denn Veränderung ist kein Scheitern, sondern ein Teil des Lebens. Wer mutig genug ist, alte Ziele loszulassen, macht Platz für neue. Foto: KI
„Ziele muss man haben“, sage ich gerne. Und meine damit nicht nur den klassischen Karriereplan oder die Wunschfigur bis zum Sommerurlaub. Ich meine es ganz grundsätzlich: Wir brauchen Orientierungspunkte im Leben. Etwas, auf das wir zusteuern können. Etwas, das uns antreibt und Entscheidungen leichter macht. Ziele geben Struktur, Sinn und oft auch Kraft.
Aber: Das Leben ist nicht planbar. Es verläuft selten linear. Und genau deshalb brauchen wir neben Zielstrebigkeit auch Flexibilität – den Mut, umzudenken, umzulenken und loszulassen. Denn das Leben hält sich nicht immer an unsere Vorstellungen. Und manchmal sind es gerade die Umwege, die uns zu den spannendsten Orten führen.
Zwischen Ideal und Realität
Wer kennt es nicht: Wir setzen uns ein Ziel – sei es beruflich, privat oder persönlich – und arbeiten diszipliniert darauf hin. Doch irgendwann merken wir: Etwas passt nicht mehr. Die Motivation lässt nach, das Ziel fühlt sich fremd an oder wir spüren körperlich, dass wir uns in eine Richtung bewegen, die nicht (mehr) zu uns passt. Vielleicht war das Ziel von Anfang an nicht das richtige. Vielleicht haben wir uns verändert. Oder die Umstände haben es getan.
Und dann? Dann stehen wir vor einer schwierigen Entscheidung. Festhalten oder loslassen?
Das Stigma des Aufgebens
Ziele loszulassen wird in unserer leistungsorientierten Gesellschaft oft als Schwäche ausgelegt. Als Versagen. Als mangelndes Durchhaltevermögen. Schnell steht der Begriff des Scheiterns im Raum. Dabei ist es in vielen Fällen das genaue Gegenteil: ein Akt der Selbstreflexion, der Reife und des Mutes.
Denn wer loslässt, übernimmt Verantwortung. Verantwortung für die eigene Entwicklung, für die eigenen Grenzen und für das eigene Wohlbefinden. Ziele, die nicht mehr zu uns passen, mit aller Kraft weiterzuverfolgen, macht uns nicht erfolgreicher – sondern nur unglücklicher.
Plan B, C und manchmal auch Z
Deshalb sollten wir neben unseren Zielen immer auch Alternativen im Kopf haben. Nicht, weil wir an mangelnden Glauben in unsere Pläne leiden, sondern weil wir die Realität mitdenken. Plan B und C sind keine Ausflüchte, sondern kluge Strategien. Sie helfen uns, beweglich zu bleiben, wenn das Leben uns in eine andere Richtung schiebt.
Und es ist völlig in Ordnung, einen neuen Weg einzuschlagen – sei es beruflich, in Beziehungen oder in der Lebensgestaltung. Unsere Ziele dürfen sich mit uns verändern. Sie dürfen wachsen, schrumpfen oder ganz verschwinden. Wichtig ist nur: Wir sollten das bewusst tun, nicht aus Bequemlichkeit, sondern aus Erkenntnis.
Ziele als Kompass – nicht als Ketten
Ziele sind wichtig – aber sie sollten nicht zu Ketten werden. Nicht zu starren Fixpunkten, an denen wir uns festklammern, obwohl sie uns nicht mehr gut tun. Viel besser ist es, sie als Kompass zu verstehen: Sie geben die Richtung an, aber sie erlauben Abweichungen, Kurskorrekturen und Pausen.
Und manchmal, wenn wir mutig genug sind, innezuhalten, umzudenken oder gar umzukehren, entdecken wir auf dem neuen Weg ein Ziel, das viel besser zu uns passt als das ursprüngliche.
Fazit
„Ziele muss man haben“ – ja, unbedingt. Aber wir müssen auch loslassen können. Denn Veränderung ist kein Scheitern, sondern ein Teil des Lebens. Wer mutig genug ist, alte Ziele loszulassen, macht Platz für neue. Und vielleicht liegt genau darin die größte Stärke: Nicht im ständigen Durchhalten, sondern im ehrlichen Hinschauen und im beherzten Neuanfang.