53 Kommunale Koordinierungsstellen setzen in Nordrhein­Westfalen die Lan­desinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ eigenverantwortlich um. Sie haben in den zehn Jahren, die die Landesinitiative nun existiert, unterschied­ liche Erfahrungen mit Maßnahmen am Übergang Schule – Beruf gesammelt und kreative und innovative Formate entwickelt. Und auch ein Transfer von Ideen, Maßnahmen und Tools findet von Kommune zu Kommune statt. Ein ak­tuelles Beispiel hierfür ist der Bildungswegenavigator, oder kurz BIWENAV, den ursprünglich die Kommunale Koordinierung der Landeshauptstadt Düs­seldorf entwickelt hat.

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Was sind unsere Ziel der Beruflichen Orientierung an Schulen? Nun, in erster Linie wollen unsere Initiativen auf die Arbeits- und Berufswelt, also auf die Ausbildung vorbereiten. Zudem gilt, die Matchingprozesse Schülerin/Schüler/Unternehmen zu stärken und Übergänge zu optimieren. Wir wollen Ausbildungsabbrüche vermeiden helfen und Transparenz schaffen im „Dschungel“ der Projekte und Maßnahmen. Aber, wir stellen uns immer wieder auch die Frage, wie hoch der Grad der operativen Berufsorientierungsarbeit einer Lehrkraft sein sollte.

Die offizielle Antwort in NRW würde vermutlich lauten: „hoch! Neben dem Berufsberater an der Schule ist die Lehrkraft DER Ansprechpartner in der Schule.“ Die Realität sieht aber anders aus, ausgenommen die/der Studien- und Berufswahlkoordinator/in fühlen sich nicht alle Lehrkräfte dazu berufen, der Hauptansprechpartner für diese Themen zu sein. Das kann man gut testen. Gehen Sie mal in ein Lehrer/innen-Zimmer und fragen Sie mal danach, was ein „Portfolioinstrument“ ist, wofür die Abkürzung „StuBo“ steht oder was ein „BOB“ ist. Sie werden vermutlich in ratlose Gesichter schauen.

Meine über 30jährige Erfahrung sagt mir, dass eine Lehrkraft sehr entscheidend ist als „Bewertung- und Entscheidungshilfe“. Als Begleiter/in der Phase der beruflichen Orientierung. Aber, eine Lehrkraft kann kaum in diesem Bereich operativ tätig sein, weil dafür die Ressourcen fehlen. Dafür gibt es in unseren Städten und Regionen hervorragende Expertenteams, perfekte Netzwerke mit externen Partnern, beispielsweise Unternehmen, die Organisationen der Wirtschaft, Stiftung mit dem Themenschwerpunkt Studien- und Berufsorientierung. Bewährt haben sich auch Initiativen wie Lernpartnerschaften, „Wirtschaft Pro Schule“ und die Ausbildungsbotschafter.

Kurzum: die Lehrkraft sollte sich darauf konzentrieren,  ihre Fächer zu unterrichten, interessante Initiative an der Schule zu initiieren undim Prozess der beruflichen Orientierung ein/e Mentorin, ein/e Begleiterin und ein/e Unterstützer/in zu sein. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Christoph Sochart

Mehr als ein Trend? Das neue Thema „Service-Learning – Lernen durch Engagement (LdE)“ nimmt immer mehr Fahrt auf. Es handelt sich um ein „zusätzliches“ Angebot von Schulen und verbindet gesellschaftliches Engagement mit fachlichem Lernen. Beispiel: Kinder und Jugendliche setzen gemeinnützige Projekte mit Engagementpartner in Stadtteil oder Gemeinde um und werden aktiv für soziale, ökologische, politische oder kulturelle Themen, die sie bewegen. Sie tun etwas für andere Menschen und für die Gesellschaft und sammeln bei ihrem Engagement demokratische Erfahrungen. Sie engagieren sich aber nicht losgelöst von oder zusätzlich zur Schule, sondern als Teil von Unterricht und eng verbunden mit dem fachlichen Lernen. Das Engagement wird im Unterricht gemeinsam geplant, die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler werden reflektiert und mit Inhalten der Bildungspläne verknüpft. Grundsätzlich und direkt hat LdE wenig mit dem Prozess der Beruflichen Orientierung zu tun, mag man denken. Professor Thorsten Bührmann, einer der anerkanntesten Experten für Berufliche Orientierung in Deutschland, klärt aber jetzt in einem Gespräch die Hintergründe auf. Dieses Interview empfehlen wir an dieser Stelle unter servicelearing.de