In der Corona-Krise sind junge Menschen unsicher, ob sich die Bewerbung für eine Ausbildung lohnt oder ob sie doch noch länger zur Schule gehen sollten. Betriebe vermissen die Bewerbungen von möglichen neuen Auszubildenden und fürchten Fachkräftemangel in naher Zukunft. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat deshalb jetzt eine neue Internetplattform geschaffen. Die Unternehmerschaft Düsseldorf, die Landeshauptstadt Düsseldorf und die Agentur für Arbeit Düsseldorf unterstützen die Aktion.

Die Website www.arbeitsagentur.de/m/ausbildungklarmachen/ richtet sich in erster Linie an Jugendliche. Sie bündelt übersichtlich an einem Ort alle wichtigen Informationen und Angebote rund um das Thema Ausbildung – es geht von Tipps für die Berufswahl und dem Online-Berufserkundungstool „Check-U“ über das persönliche Gespräch mit der Berufsberatung, auch per Video, bis hin zu mehr als 100.000 Ausbildungsplatzangeboten aus der BA-Jobbörse. In einer Veranstaltungsdatenbank finden die Jugendlichen außerdem virtuelle Ausbildungsmessen, Speed-Datings und weitere (digitale) Events in ihrer Region. Ergänzt wird das Angebot von persönlichen Erfahrungsberichten und Erfolgsgeschichten von Azubis, die erfahrungsgemäß für Schülerinnen und Schüler besonders interessant sind.

Auch Arbeitgeber, Eltern und Lehrkräfte finden auf der digitalen Informationsplattform Hinweise und weiterführende Links. Ausbildungsbetriebe erhalten zum Beispiel alle wichtigen Informationen zum Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ und gelangen per Link direkt zu den Förderanträgen. Lehrerinnen und Lehrer können Materialien für die schulische Berufsorientierung herunterladen. Und Eltern finden Tipps, wie sie ihre Kinder bei der Berufswahl unterstützen können oder welche finanziellen Hilfen es gibt.

Gerne mal hineinschauen!

Die Coronapandemie hinterlässt große Rückstände im Bildungssystem. Die Nachfrage nach praktischen Übungen und Orientierung für SchülerInnen ist enorm. Im Rahmen der TalentTage Ruhr ist jetzt eine Kooperation für Talentförderung gestartet, die genau dort ansetzt: SCHULEWIRTSCHAFT NRW, das Technikzentrum Minden-Lübbecke e.V. und regionale UnterstützerInnen fördern ganzjährig SchülerInnen, um ihre persönlichen Interessen herauszufinden und zu vertiefen. Gefördert wird die Berufsorientierung durch die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. Die Veranstaltungen werden bis Ende Dezember 2021 an über 40 Schulen in NRW, schwerpunktmäßig im Ruhrgebiet, durchgeführt und erreichen 10.000 SchülerInnen.

„Mit Talente entdecken eröffnen wir Kindern und Jugendlichen Zukunftsperspektiven und unterstützen potenzielle Fachkräfte der Region von morgen. Als Hauptförderer der TalentTage Ruhr 2021 ist es uns wichtig, einen Beitrag für mehr Chancengerechtigkeit zu leisten,“ sagt Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied des Vorstandes der RAG-Stiftung und Bildungsbeauftragte des Initiativkreises Ruhr.

Elektrokabel montieren, Metallringe anfertigen, Holzwürfel sägen
Im Berufsorientierungstraining lernen insgesamt 5.000 SchülerInnen der 7. Klasse anhand von praktischen Übungen vielfältige Tätigkeiten kennen, die in verschiedenen Berufen eine Rolle spielen. Dabei werden die Aufgaben in Kleingruppen erarbeitet und die individuellen Ergebnisse notiert. Am Ende des Trainings erhalten alle Teilnehmenden ein Feedback, das sie animiert, ihre Talente auch in Zukunft einzusetzen und weiterzuentwickeln.
„Die Berufsorientierungstrainings tragen dazu bei, das grundlegende Interesse der Schülerinnen und Schüler in Jahrgangstufe 7 für die Vielfalt der Berufe zu fördern – ohne individuelle Entwicklungsperspektiven einzuschränken,“ sagt Karin Ressel, Geschäftsführerin des Technikzentrums Minden-Lübbecke, die die Trainings mit ihrem Team in den Schulen umsetzt.

BERUFSPARCOURS: Schule trifft Wirtschaft
An das Training der 7. Klasse schließt ein weiteres Projekt von „Talente entdecken“ an: der BERUFSPARCOURS. Hierbei treffen SchülerInnen der Klasse 9 und 10 direkt auf potenzielle ArbeitgeberInnen, lernen verschiedene Berufsfelder durch geführte Übungen kennen und knüpfen Kontakte in die Berufswelt. „Die Jugendlichen können auf diese Weise sehr praxisorientiert ihre Eignung für verschiedene Berufe testen. Ausbildungsleiter betreuen die Parcoursstationen und können in kurzer Zeit potenzielle Talente entdecken und ansprechen. Mit dem Berufsparcours bringen wir 5.000 SchülerInnen mit ca. 300 Unternehmen aus der Wirtschaft sprichwörtlich an einen Tisch zusammen,“ erklärt Dr. Heike Hunecke, Geschäftsführerin SCHULEWIRTSCHAFT NRW.

Die MINT-Lücke im Fachkräftebereich wird immer größer. Dies sagt eine neuste Auswertung des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Köln. Konkret haben die Forscher errechnet:

– In den Energie- und Elektroberufen fehlen über 48.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

– In den Bauberufen 31.000.

– Im IT-Bereich fehlen 29.000.

– Im Maschinen- und Fahrzeugbau „nur“ über 11.000

Anfang 2020 sah es aufgrund des wirtschaftlichen Einbruchs nicht so arg aus. Die Nachfrage nach Personen mit einer MINT-Ausbildung verringerte sich. Seit September steigt der Engpass aber wieder an.

Das bedeutet, dass die Förderung der MINT-Ausbildung in den Schulen intensiviert werden muss. In Düsseldorf sind wir in diesem Bereich unterwegs mit unserem MINT-Netzwerk Düsseldorf (dem „zdi“), der Girls academy, den Ausbildungsbotschaftern und den MINT-Agenten. Das MINT Nachwuchsbarometer 2021 zeigt aktuelle und langfristige Problemstellen und Herausforderungen in der MINT-Bildung auf. Einem Viertel der Grundschulkinder fehlen die erforderlichen mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen – ein Problem, das sich in den Sekundarstufen fortsetzt. Aufgrund der Corona-Pandemie nimmt der Bericht 2021 das »Lernen im Lockdown« besonders in den Blick und formuliert notwendige Maßnahmen für ein krisensicheres Schulsystem. Die Pandemie hat auch Auswirkungen auf die berufliche Bildung: Im Jahr 2020 wurden rund 21.000 MINT-Ausbildungsverträge weniger abgeschlossen als im Vorjahr, etwa ein Viertel davon coronabedingt. Zudem wird jedes fünfte MINT-Ausbildungsverhältnis in Deutschland abgebrochen. (siehe dazu den Stream unten)

Eine große Erholung zeigt sich in den Studienfächern. Die Forscher aus Köln berechneten: „So liegt die Lücke in akademischen MINT-Berufen Ende April bei 72.000 und damit mit 91 Prozent relativ nah am Durchschnittswert von 78.900 für den Aprilwert im Zeitraum vor der Corona-Krise von 2014 bis 2019. In den MINT-Spezialisten und MINT-Facharbeiterberufen lag die Lücke im April in Summe bei 73.200, dies sind 54 Prozent des Durchschnittswertes des Aprils im Zeitraum von 2014 bis 2019.“