Collage: Christoph Sochart

Small Talk – für viele in Deutschland ist das nach wie vor ein schwieriges Thema. Zwar begegnet uns das kleine, lockere Gespräch fast täglich – an der Supermarktkasse, bei der Arbeit, auf Partys oder bei Netzwerkveranstaltungen. Dennoch tun sich gerade viele Jüngere schwer damit.

Eine aktuelle, repräsentative Umfrage von YouGov im Auftrag der Sprachlernplattform Babbel zeigt: Besonders die 18- bis 24-Jährigen empfinden Small Talk häufig als oberflächlich oder sogar als reine Zeitverschwendung. Fast die Hälfte dieser Altersgruppe fühlt sich in solchen Situationen unwohl. Ganz anders die Generation 55plus: Sie hat deutlich weniger Berührungsängste und erlebt Small Talk meist als angenehme Form der Kontaktaufnahme.

Interessant ist auch der Blick auf das Kommunikationsverhalten: Während sich die sogenannte Gen Z online oft sicher bewegt – schnell, direkt und persönlich – wirkt das spontane Gespräch im echten Leben eher befremdlich. Viele versuchen es sogar aktiv zu vermeiden.

Das klassische Wetterthema führt übrigens nach wie vor die Liste der beliebtesten Small-Talk-Themen an, gefolgt von Freizeitaktivitäten und Reisen. Persönlichere Themen wie Finanzen, Beziehungen oder gar Sexualität bleiben dagegen für die meisten tabu – zumindest bei den Älteren. Die Jüngeren sind hier etwas mutiger: Rund 28 Prozent finden Gespräche über Partnerschaft geeignet, und immerhin 12 Prozent trauen sich sogar an das Thema Sexualität heran.

Auch zwischen den Geschlechtern gibt es Unterschiede: Männer neigen etwas häufiger dazu, Small Talk als überflüssig abzutun oder aktiv zu vermeiden. Frauen greifen dagegen lieber auf die klassischen, unverfänglichen Themen zurück.

Im beruflichen Kontext sieht das Bild anders aus: Hier erkennen viele den Wert von Small Talk als soziales Bindemittel. Er lockert Meetings auf, verbessert das Betriebsklima und schafft eine Grundlage für vertrauensvolle Zusammenarbeit – auch wenn die wenigsten glauben, dass Small Talk ihnen direkt zu einer Gehaltserhöhung oder Beförderung verhilft.

10 Tipps, wie Small Talk gelingt:

Small Talk wird oft unterschätzt – dabei ist er mehr als nur belangloses Geplänkel. Richtig eingesetzt, schafft er Verbindungen, öffnet Türen und legt die Basis für tiefere Gespräche. Es lohnt sich also, ihn nicht als notwendiges Übel zu sehen, sondern als echte soziale Fähigkeit zu begreifen.

  1. Offen und freundlich starten: Ein Lächeln und ein einfaches „Hallo“ wirken oft Wunder.

  2. Einfache Themen wählen: Wetter, Reisen, Hobbys oder aktuelle Veranstaltungen sind gute Einstiege.

  3. Echtes Interesse zeigen: Fragen stellen und aufmerksam zuhören statt nur von sich selbst erzählen.

  4. Komplimente machen: Ein ehrliches Kompliment (z. B. zur Kleidung oder Präsentation) öffnet Türen.

  5. Gemeinsamkeiten finden: Auf Gemeinsamkeiten reagieren, etwa gleiche Interessen oder Erfahrungen.

  6. Aktiv zuhören: Nicht nur nicken, sondern mit Fragen und Kommentaren zeigen, dass man dabei ist.

  7. Locker bleiben: Small Talk soll leicht und entspannt wirken, nicht verkrampft oder verplant.

  8. Tabuthemen meiden: Politik, Religion oder Geld lieber erst später ansprechen – oder gar nicht.

  9. Humor nutzen: Ein kleines Lächeln oder ein netter Scherz kann ein Gespräch sehr auflockern.

  10. Mut haben zum Themawechsel: Wenn ein Gespräch stockt, ruhig ein neues Thema einbringen.

Ich bin ein echter Fan von Small Talk – zumindest in den richtigen Momenten. Auf Partys, Empfängen oder bei Veranstaltungen liebe ich es, ins Gespräch zu kommen, ein bisschen zu plaudern, zu lachen, Gemeinsamkeiten zu entdecken. Small Talk ist für mich eine Kunstform: Es geht nicht um Floskeln, sondern um echtes Interesse am Gegenüber. Ich höre gerne zu, stelle Fragen, lasse Raum für Gedanken, greife Dinge auf – und oft wird aus dem leichten Einstieg dann ein richtig gutes Gespräch.

Aber es gibt auch Situationen, in denen ich ganz anders ticke – zum Beispiel am Telefon. Wenn ich einen klaren Anlass habe oder spüre, dass mein Gegenüber eigentlich wegen eines konkreten Themas anruft, dann überspringe ich den Small Talk gerne und komme direkt zur Sache. Nicht aus Unhöflichkeit, sondern weil es sich für mich dann einfach stimmiger anfühlt.

Manchmal irritiert das – ich habe schon oft gehört: „Ach so, du kommst direkt zum Punkt.“ Ja, genau. Ich denke dann: Wenn wir beide wissen, worum es geht, warum drumherumreden? Das bedeutet nicht, dass ich nicht an meinem Gegenüber interessiert bin – aber es gibt eben Momente für Leichtigkeit und Momente für Klarheit. Und ich mag es, beides gut zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Am Ende geht’s mir darum, dass Kommunikation ehrlich, aufmerksam und situativ sein darf – mal leicht, mal direkt, aber immer respektvoll. Ob beim entspannten Plausch am Buffet oder beim klaren Telefonat: Ich glaube daran, dass jedes Gespräch besser wird, wenn wir es mit echtem Interesse und einem feinen Gespür für den Moment führen.

„Ziele muss man haben“ – ja, unbedingt. Aber wir müssen auch loslassen können. Denn Veränderung ist kein Scheitern, sondern ein Teil des Lebens. Wer mutig genug ist, alte Ziele loszulassen, macht Platz für neue. Foto: KI

„Ziele muss man haben“, sage ich gerne. Und meine damit nicht nur den klassischen Karriereplan oder die Wunschfigur bis zum Sommerurlaub. Ich meine es ganz grundsätzlich: Wir brauchen Orientierungspunkte im Leben. Etwas, auf das wir zusteuern können. Etwas, das uns antreibt und Entscheidungen leichter macht. Ziele geben Struktur, Sinn und oft auch Kraft.

Aber: Das Leben ist nicht planbar. Es verläuft selten linear. Und genau deshalb brauchen wir neben Zielstrebigkeit auch Flexibilität – den Mut, umzudenken, umzulenken und loszulassen. Denn das Leben hält sich nicht immer an unsere Vorstellungen. Und manchmal sind es gerade die Umwege, die uns zu den spannendsten Orten führen.

Zwischen Ideal und Realität

Wer kennt es nicht: Wir setzen uns ein Ziel – sei es beruflich, privat oder persönlich – und arbeiten diszipliniert darauf hin. Doch irgendwann merken wir: Etwas passt nicht mehr. Die Motivation lässt nach, das Ziel fühlt sich fremd an oder wir spüren körperlich, dass wir uns in eine Richtung bewegen, die nicht (mehr) zu uns passt. Vielleicht war das Ziel von Anfang an nicht das richtige. Vielleicht haben wir uns verändert. Oder die Umstände haben es getan.

Und dann? Dann stehen wir vor einer schwierigen Entscheidung. Festhalten oder loslassen?

Das Stigma des Aufgebens

Ziele loszulassen wird in unserer leistungsorientierten Gesellschaft oft als Schwäche ausgelegt. Als Versagen. Als mangelndes Durchhaltevermögen. Schnell steht der Begriff des Scheiterns im Raum. Dabei ist es in vielen Fällen das genaue Gegenteil: ein Akt der Selbstreflexion, der Reife und des Mutes.

Denn wer loslässt, übernimmt Verantwortung. Verantwortung für die eigene Entwicklung, für die eigenen Grenzen und für das eigene Wohlbefinden. Ziele, die nicht mehr zu uns passen, mit aller Kraft weiterzuverfolgen, macht uns nicht erfolgreicher – sondern nur unglücklicher.

Plan B, C und manchmal auch Z

Deshalb sollten wir neben unseren Zielen immer auch Alternativen im Kopf haben. Nicht, weil wir an mangelnden Glauben in unsere Pläne leiden, sondern weil wir die Realität mitdenken. Plan B und C sind keine Ausflüchte, sondern kluge Strategien. Sie helfen uns, beweglich zu bleiben, wenn das Leben uns in eine andere Richtung schiebt.

Und es ist völlig in Ordnung, einen neuen Weg einzuschlagen – sei es beruflich, in Beziehungen oder in der Lebensgestaltung. Unsere Ziele dürfen sich mit uns verändern. Sie dürfen wachsen, schrumpfen oder ganz verschwinden. Wichtig ist nur: Wir sollten das bewusst tun, nicht aus Bequemlichkeit, sondern aus Erkenntnis.

Ziele als Kompass – nicht als Ketten

Ziele sind wichtig – aber sie sollten nicht zu Ketten werden. Nicht zu starren Fixpunkten, an denen wir uns festklammern, obwohl sie uns nicht mehr gut tun. Viel besser ist es, sie als Kompass zu verstehen: Sie geben die Richtung an, aber sie erlauben Abweichungen, Kurskorrekturen und Pausen.

Und manchmal, wenn wir mutig genug sind, innezuhalten, umzudenken oder gar umzukehren, entdecken wir auf dem neuen Weg ein Ziel, das viel besser zu uns passt als das ursprüngliche.

Fazit

„Ziele muss man haben“ – ja, unbedingt. Aber wir müssen auch loslassen können. Denn Veränderung ist kein Scheitern, sondern ein Teil des Lebens. Wer mutig genug ist, alte Ziele loszulassen, macht Platz für neue. Und vielleicht liegt genau darin die größte Stärke: Nicht im ständigen Durchhalten, sondern im ehrlichen Hinschauen und im beherzten Neuanfang.

Ich gebe es zu: Ich bin ein erklärter Fan des viergliedrigen Schulsystems – Hauptschule, Realschule, Gymnasium und Förderschule. Und das sage ich nicht aus Ideologie, sondern aus Erfahrung. Als langjähriger Elternsprecher einer Gesamtschule habe ich die Herausforderungen des schulischen Alltags hautnah erlebt. Ich weiß um das Engagement vieler Lehrkräfte, ich kenne wunderbare Gesamtschulen, in denen Vielfalt wirklich gelebt wird. Und doch: Die Realität sieht oft anders aus.

Mein heutiger Beitrag richtet sich auf ein Thema, das aktuell viele Gemüter bewegt – und es sollte auch so sein. Die NRW-Landesregierung plant eine Änderung des Schulgesetzes, mit der eine bislang als Übergangsregel gedachte Ausnahme dauerhaft festgeschrieben werden soll: Realschulen dürfen künftig einen Hauptschulbildungsgang einrichten – nicht nur ab Klasse 7, sondern neu auch schon ab Klasse 5. Voraussetzung ist, dass es im Umfeld keine Haupt- oder Gesamtschule mehr gibt.

Was auf den ersten Blick nach Flexibilität und Pragmatismus klingt, ist bei genauerem Hinsehen ein weiteres Kapitel in der schleichenden Erosion unseres differenzierten Schulsystems.

Denn: Wer einmal zulässt, dass Realschulen „bei Bedarf“ zur Kombischule werden, wird bald feststellen, dass dieser Bedarf überall gesehen wird. Und zwar nicht, weil es pädagogisch sinnvoll wäre – sondern weil viele Hauptschulen durch rückläufige Anmeldezahlen in ihrer Existenz gefährdet sind. Städte und Gemeinden stehen unter Druck, Schulstandorte wirtschaftlich zu organisieren. Eine Schule für alles klingt da zunächst verlockend. Aber: Funktioniert das auch?

Ich meine: nein. Ich habe es selbst erlebt, mit meinem eigenen Kind. Die Idee: Eine Klasse, in der starke und schwächere Kinder voneinander lernen. Gelebte Inklusion. Das Ergebnis: Die Schwachen wurden schwächer, weil ihnen die gezielte Förderung fehlte. Die Starken wurden ebenfalls schwächer, weil sie unterfordert blieben. Am Ende wurde niemand mehr richtig gefordert oder gefördert. Die Klasse funktionierte nicht – trotz aller Bemühungen.

Und genau das droht jetzt auch bei der geplanten Öffnung der Realschulen. Denn was bedeutet „binnendifferenzierter Unterricht“ in der Praxis? Er bedeutet: ein und dieselbe Klasse, aber mehrere Bildungsgänge. Alle sitzen zusammen im Raum, arbeiten jedoch nach unterschiedlichen Lehrplänen und mit verschiedenen Lernzielen. Was sich nach Vielfalt anhört, bedeutet in der Realität vor allem: eine enorme Belastung für Lehrkräfte – und eine Überforderung für viele Schülerinnen und Schüler.

Was hier entsteht, ist de facto eine integrierte Schulform durch die Hintertür – ohne die entsprechende personelle und konzeptionelle Ausstattung. Ohne Reform, aber mit Reformfolgen.

Das Bildungsministerium wehrt ab. Man wolle nicht die Hauptschulen abschaffen, heißt es. Kommunen seien verpflichtet, diese weiterzuführen – solange ein „Bedarf“ bestehe. Aber wer definiert diesen Bedarf? Wenn Anmeldezahlen sinken, wenn Eltern auf andere Schulformen ausweichen, wenn Standorte auslaufen, dann verschwindet dieser Bedarf schneller, als man „Bildungsgerechtigkeit“ sagen kann.

Was wir brauchen, ist nicht das Aufweichen von Schulformen, sondern ihre Stärkung. Wir brauchen eine klare und ehrliche Diskussion darüber, wie wir jedem Kind den bestmöglichen Bildungsweg eröffnen – ohne es in ein System zu zwingen, das pädagogisch überfordert ist. Eine gute Hauptschule ist keine Schule zweiter Klasse. Eine starke Realschule ist kein Ort für Kompromisse. Und eine funktionierende Gesamtschule braucht mehr als schöne Konzepte – sie braucht Ressourcen, Mut zur Differenzierung und vor allem: Zeit für die Kinder.

Wir sollten aufhören, Bildungspolitik mit dem Rotstift zu machen. Sonst haben wir bald nur noch Schulformen auf dem Papier – und Bildungsrealität, die niemandem mehr gerecht wird.

Während die große Politik noch über Koalitionsverträge verhandelt, liegt der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit unseres Landes längst auf dem Tisch – oder besser gesagt: im Klassenzimmer, in der Kita, in der Hochschule und im Ausbildungsbetrieb. Die neue Sonderanalyse der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bringt es auf den Punkt: Bildungspolitik ist Wirtschaftspolitik. Und sie ist der stärkste Hebel gegen Fachkräftemangel, Innovationsschwäche und die Folgen des demografischen Wandels.

Die Studie, durchgeführt vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW), zeigt eindrücklich: Wenn wir Bildung weiterhin als isolierte Aufgabe betrachten – losgelöst von den großen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen – riskieren wir eine Verschärfung zentraler Probleme. Wenn wir Bildung aber als integrierten Bestandteil einer modernen Wachstumspolitik begreifen, eröffnet sich ein enormes Potenzial für wirtschaftliche Stabilität, soziale Teilhabe und innovative Stärke.

Die Fakten: Deutschland verliert an Bildungskraft

Aktuelle Schulleistungsstudien wie PISA und der IQB-Bildungstrend belegen: Die Kompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler nehmen ab. Besonders problematisch ist dabei, dass soziale Herkunft und Bildungserfolg wieder enger miteinander verknüpft sind – mit fatalen Folgen für Kinder aus bildungsfernen Haushalten und mit Migrationshintergrund. Schlechte Deutschkenntnisse, fehlende individuelle Förderung und mangelnde strukturelle Unterstützung verhindern, dass Talente entdeckt und gefördert werden.

Bildung ist kein Kostenfaktor – sie ist ein Investment

Die Analyse zeigt deutlich: Investitionen in frühkindliche Bildung, gezielte Förderung benachteiligter Kinder und Jugendliche sowie die Integration internationaler Studierender bringen nicht nur gesellschaftlichen, sondern auch finanziellen Gewinn. So könnte etwa das Startchancen-Programm, das besonders förderbedürftige Schulen unterstützt, bei einer erfolgreichen Ausweitung langfristig bis zu 92 Milliarden Euro an Mehreinnahmen für die öffentlichen Haushalte bringen.

Ebenso zeigt sich: Die gezielte Zuwanderung über Hochschulen ist ein unterschätzter Wachstumsmotor. Internationale Studierende, die in Deutschland bleiben, zahlen sich aus – sowohl volkswirtschaftlich als auch gesellschaftlich. Die Zahlen sprechen für sich: 7 bis 26 Milliarden Euro an Nettoerträgen durch zusätzliche Hochschulabsolvent:innen aus dem Ausland. Und das bei einer schnellen Amortisation der Investitionen.

Was jetzt zu tun ist

  1. Frühkindliche Bildung massiv ausbauen – denn hier entstehen die Grundkompetenzen, die später über Bildungserfolg und Berufschancen entscheiden.

  2. Schulen gezielt fördern, in denen besonders viele Kinder zusätzliche Unterstützung brauchen – mit Ganztagsangeboten, Sprachförderung und individueller Begleitung.

  3. Internationale Talente willkommen heißen, indem wir Hochschulzugänge erleichtern und Perspektiven für den Verbleib in Deutschland schaffen.

Unser Fazit

Wer heute Bildung vernachlässigt, spart am falschen Ende – und riskiert unsere wirtschaftliche Zukunft. Wer Bildung dagegen als integralen Bestandteil der Wachstums-, Fachkräfte- und Innovationsstrategie denkt, investiert in Stabilität, Chancengleichheit und Wettbewerbsfähigkeit. Die neue Bundesregierung – egal in welcher Konstellation – wird an der Bildungspolitik gemessen werden. Es ist höchste Zeit, dass sie Chefsache wird.

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Düsseldorf, das Rheinland und Nordrhein-Westfalen stehen – wie viele andere Regionen in Deutschland – vor enormen Herausforderungen im Bereich der Fachkräftesicherung. In Zeiten, in denen der demografische Wandel, die Digitalisierung und strukturelle Veränderungen in der Wirtschaft massiven Einfluss auf den Arbeitsmarkt nehmen, ist es ein kluger und notwendiger Schritt, mit Programmen wie „Ausbildungswege NRW“ aktiv gegenzusteuern. Das landesweite Ausbildungsprogramm, gefördert aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes Nordrhein-Westfalen, hat sich dabei längst als tragende Säule der Fachkräfteoffensive NRW etabliert.

Im Zentrum des Programms steht eine klare Vision: junge Menschen frühzeitig, individuell und passgenau in berufliche Ausbildung zu begleiten und ihnen eine echte Perspektive zu bieten. Es geht um mehr als nur Berufsorientierung oder Vermittlung – es geht um Begleitung auf Augenhöhe, um nachhaltige Integration in die Arbeitswelt und darum, gemeinsam mit den Jugendlichen individuelle Wege zu finden. Das flächendeckende Coaching durch erfahrene Fachkräfte – die sogenannten Coaches und Übergangslotsen – ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Sie nehmen sich Zeit, erkennen Potenziale, bauen Brücken und helfen, wenn es hakt. Gerade in einer Lebensphase, in der viele Jugendliche Orientierung und Unterstützung brauchen, sind diese persönlichen Ansprechpersonen unverzichtbar.

Besonders hervorzuheben ist die vermutlich kluge Entscheidung der Landesregierung, die beiden erfolgreichen Programme „Ausbildungswege NRW“ und „Übergangslotsen“ zu bündeln und bis mindestens 2027 zu verlängern. Die Zusammenführung stärkt Synergien, vermeidet Dopplungen und schafft ein einheitliches, schlagkräftiges Angebot. Mit insgesamt 240 Coaches an 30 qualifizierten Bildungsträgern wird ein dichter Unterstützungsnetzwerk über das ganze Land gespannt – und das mit einem klaren Ziel: kein junger Mensch soll auf dem Weg in die Ausbildung verloren gehen. Auch Betriebe profitieren: Sie erhalten direkte Unterstützung bei der Suche nach passenden Auszubildenden und können sich sicher sein, dass die jungen Menschen nicht nur vermittelt, sondern auch begleitet werden.

Ein weiterer wichtiger Baustein des Programms sind die 270 trägergestützten Ausbildungsplätze. Diese schaffen zusätzliche Chancen für Jugendliche, die es auf dem ersten Arbeitsmarkt schwer haben – sei es aufgrund von schulischen Defiziten, sprachlichen Barrieren oder persönlichen Herausforderungen. Hier zeigt sich der soziale Mehrwert des Programms: es geht nicht nur um ökonomische Fachkräftesicherung, sondern auch um Teilhabe, Chancengleichheit und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten.

Dass Berufskollegs und Bildungsträger (in Düsseldorf und dem Kreis Mettmann betreuen die AWO, die Kreishandwerkerschaft und die lokale IHK)  in enger Kooperation mit Jobcentern, Agenturen und Unternehmen zusammenarbeiten, ist ein starkes Signal für ein gemeinsames Verständnis von Bildungsauftrag. Schule, Arbeitsverwaltung und Wirtschaft ziehen an einem Strang – genau so funktioniert gelingende Übergangsgestaltung. Besonders im Übergangssektor – also bei den Schülerinnen und Schülern der Ausbildungsvorbereitung und der Berufsfachschulen – wird deutlich, wie wichtig diese Lotsenfunktion ist. Wer früh abgeholt, ernst genommen und unterstützt wird, findet deutlich wahrscheinlicher seinen Weg in eine Ausbildung.

Das Programm spricht aber nicht nur die Jugendlichen an. Auch Unternehmen, die dringend nach Nachwuchskräften suchen, können über die Bildungsträger und Berufskollegs direkte Kontakte knüpfen, Praktikumsplätze anbieten und Ausbildungsplätze besetzen. Diese unkomplizierte und koordinierte Zusammenarbeit ist ein enormer Vorteil – gerade für kleine und mittlere Unternehmen, die keine eigene Personalabteilung haben, aber dringend junge Talente brauchen.

„Ausbildungswege NRW“ zeigt, dass gute Berufsbildungspolitik nicht bei der Vermittlung endet. Sie beginnt bei der Orientierung, begleitet durch die Ausbildung und sorgt idealerweise für eine langfristige berufliche Integration. Das Landesprogramm setzt damit Maßstäbe, nicht nur in NRW, sondern auch darüber hinaus. Es vereint soziale Verantwortung mit ökonomischer Notwendigkeit – und macht daraus eine Erfolgsgeschichte.

Die Fachkräfteoffensive NRW ist hoffentlich mehr als nur ein politisches Schlagwort. Sie will gelebte Praxis sein – mit Herz, Verstand und einem klaren Ziel: junge Menschen in Ausbildung bringen, sie dort halten und für die Zukunft unserer Wirtschaft stark machen. Dass Land und EU hier gemeinsam investieren, ist nicht nur klug, sondern dringend notwendig. Denn Fachkräfte fallen nicht vom Himmel. Man muss sie ausbilden, begleiten und ihnen Perspektiven geben. Genau das tut dieses Programm – Tag für Tag, in jeder Region unseres Landes.

Die Thriller-Miniserie „Adolescence“ hat es innerhalb kürzester Zeit an die Spitze der Netflix-Charts geschafft. Das Drama fesselt nicht nur durch seine packende Inszenierung, sondern auch durch die brisante Thematik: Ein 13-jähriger Junge wird des Mordes an einer Mitschülerin beschuldigt. Die Serie basiert auf einer fiktiven Geschichten und wirft ein Schlaglicht auf die dunklen Seiten der Jugendkultur, insbesondere auf das Phänomen der Incels und die subtilen Kommunikationscodes, die in digitalen und sozialen Räumen verwendet werden.

Was ist ein Incel?

Der Begriff Incel im Film und in der Realität steht für „involuntary celibate“, also unfreiwillig zölibatär lebend. Er bezeichnet vor allem männliche Personen, die sich als Opfer einer Gesellschaft sehen, die ihnen romantische und sexuelle Beziehungen verwehrt. Besonders problematisch ist, dass sich Teile dieser Community online radikalisieren und Frauenhass sowie Gewalt propagieren. Die Serie greift diese Thematik auf und verknüpft sie mit den Dynamiken von Mobbing und sozialer Isolation.

In den vergangenen Jahren hat die Incel-Bewegung durch mehrere Gewalttaten internationale Aufmerksamkeit erregt. Ein bekanntes Beispiel ist der Amoklauf in Isla Vista im Jahr 2014, bei dem sechs Menschen getötet wurden. Der Täter identifizierte sich selbst als Incel und hinterließ ein Manifest, in dem er seinen Hass auf Frauen und sexuell aktive Männer zum Ausdruck brachte.

Die Incel-Subkultur wird der sogenannten „Manosphere“ zugerechnet, einem Netzwerk von Online-Communitys, die sich mit Themen rund um Männlichkeit beschäftigen und oft antifeministische Positionen vertreten. Innerhalb dieser Gruppen werden häufig toxische Männlichkeitsideale propagiert und Frauen als Ursache für die eigenen Probleme angesehen.

Es ist aber auch wichtig zu betonen, dass nicht alle Personen, die sich als Incels identifizieren, gewalttätig sind oder extreme Ansichten vertreten. Dennoch gibt es innerhalb dieser Community besorgniserregende Tendenzen, die zu Radikalisierung und Gewalt führen können.

Die Rolle der Emojis in der filmischen Erzählweise

Ein bemerkenswerter Aspekt der Serie ist die Art und Weise, wie Emojis als versteckte Botschaften genutzt werden. Statt expliziter Worte hinterlässt die ermordete Mitschülerin eine Nachricht, deren Bedeutung nur für einen bestimmten Insiderkreis erkennbar ist. Emojis werden hier als Code eingesetzt, um Jamie als Incel zu brandmarken.

Mögliche alternative Bedeutungen von Emojis:

  • 😂 (Lachendes Gesicht mit Freudentränen): Nicht nur Ausdruck von Heiterkeit, sondern auch Nervosität und der Versuch, belastende Situationen zu kaschieren.
  • 🤔 (Nachdenkliches Gesicht): Kann auch für die Suche nach Identität und das Hinterfragen der eigenen Gefühle stehen.
  • 😍 (Verliebtes Gesicht mit Herzaugen): Symbolisiert nicht nur Verliebtheit, sondern kann auch die verzerrte Idealvorstellung von Beziehungen betonen.
  • 🙃 (Umgedrehtes Gesicht): Drückt widersprüchliche Emotionen aus – eine Mischung aus Verwirrung, Ironie und Aufruhr.
  • 😶 (Sprachloses Gesicht): Kann für innere Leere und das Unvermögen, Emotionen auszudrücken, stehen.

Diese Beispiele (subjektive Bewertungen des Autors) verdeutlichen vielleicht, dass nonverbale Kommunikation in digitalen Räumen tiefere Bedeutungen haben kann und oft nur von Eingeweihten verstanden wird.

Subtiler Code: Emojis als Stigmatisierung

Die Serie zeigt eindrucksvoll, wie Emojis genutzt werden können, um jemanden innerhalb einer Gruppe auszugrenzen oder negativ darzustellen. Die Ermittler in der Serie erkennen die wahre Bedeutung der Nachricht erst spät, was verdeutlicht, dass jugendliche Online-Subkulturen oft eigene, verschlüsselte Ausdrucksweisen entwickeln.

Die gesellschaftlichen und psychologischen Implikationen

„Adolescence“ verdeutlicht, wie tief verwurzelt toxische Männlichkeit und Mobbing in digitalen und analogen Räumen sind. Der Protagonist Jamie wird von seinen Mitschülern zunehmend isoliert und durch digitale Codes stigmatisiert. Seine Reaktion auf die Provokation durch Katie (die ihn als Incel „outet“) eskaliert in einem Mord – ein erschreckendes Beispiel dafür, wie soziale Isolation, Frustration und digitale Dynamiken ein gefährliches Zusammenspiel bilden können.

Ein Blick in die Realität: Wie nah ist „Adolescence“ an echten Fällen?

Auch wenn die Serie fiktiv ist, erinnert sie an reale Tragödien. Erst vor einigen Monaten wurde bekannt, dass eine Schülerin in der Nähe von Düsseldorf Suizid beging – mutmaßlich aufgrund von Mobbing in sozialen Medien. Die Kombination aus öffentlicher Bloßstellung, sozialer Ausgrenzung und psychischer Instabilität kann fatale Folgen haben.

Im Film gibt es ein vermutlich fiktives Beispiel bezüglich der unterschiedlichen Farben der Emoji-Herzen. Wer hat sich über diese Vielfalt nicht schon gewundert? Wie real könnte dieses Beispiel sein, habe ich mich gefragt? Farben können sicherlich in bestimmten Kontexten auch als Code im Mobbing verwendet werden. In Online- und Jugendkulturen können Farben – zum Beispiel die von Herz-Emojis – symbolisch genutzt werden, um Zugehörigkeiten zu markieren oder auch jemanden auszuschließen. Beispielsweise könnte ein bestimmtes farbiges Herz in einer Gruppe eine abwertende oder stigmatisierende Bedeutung erhalten, wenn es als Zeichen dafür etabliert wird, dass jemand “anders” oder unerwünscht ist. Solche Farbkodierungen können also Teil von Mobbingstrategien sein, indem sie auf subtile Weise Gruppenzugehörigkeiten oder Ausgrenzungen signalisieren.

Allerdings hängt die Interpretation stark vom jeweiligen sozialen und kulturellen Kontext ab – es gibt keine universelle Bedeutung, sondern immer nur eine Bedeutung, die von der spezifischen Gruppe und deren internen Kommunikationscodes geprägt ist. Stichprobenartig habe ich mir bekannte Schülerinnen und Schüler in Düsseldorf dazu über meinen WhatsApp-Account befragt – und alle haben mir gesagt, dass sie so etwas nicht kennen würden. Der Film sei halt fiktiv, keine Realität.

Fazit: Warum „Adolescence“ ein wichtiger Beitrag zur Bildungsdebatte ist

Diese Serie geht weit über klassische Krimi-Dramen hinaus. Sie öffnet die Diskussion über die Auswirkungen digitaler Kultur, den Einfluss toxischer Online-Communitys und die gefährliche Stigmatisierung durch scheinbar harmlose Kommunikationsmittel wie Emojis. „Adolescence“ zeigt eindrucksvoll, dass Bildung nicht nur in Schulbüchern stattfindet – sondern auch in der Art, wie wir digitale Sprache verstehen und interpretieren.

Für Schulen, Eltern und Fachkräfte kann die Serie ein Anlass sein, sich intensiver mit den Themen Mobbing, digitale Gewalt und psychische Gesundheit auseinanderzusetzen. Denn nur wer vielleicht die Codes versteht, kann helfen, Eskalationen zu verhindern.