Was wollen Jugendliche in Bremen eigentlich von ihrer beruflichen Zukunft? Diese Frage hat die neue Jugendstudie von NORDMETALL in Zusammenarbeit mit der NORDAKADEMIE-Stiftung beantwortet – und das mit aufschlussreichen, teils überraschenden Ergebnissen – und ich glaube, dass die NRW-Jugend von diesen Ergebnissen nicht so weit weg scheint. Fest steht dennoch: Die Generation kurz vor dem Abitur blickt positiv in die Zukunft, ist bereit, Verantwortung zu übernehmen und zeigt mehr Interesse an Industriearbeitsplätzen als Gleichaltrige in anderen norddeutschen Bundesländern.


Jugendliche setzen auf klassische Werte – und auf Führung

Knapp 700 Schülerinnen und Schüler aus elf Schulen in Bremen und Bremerhaven wurden befragt – ebenso wie 44 Unternehmen aus der Region mit insgesamt über 54.000 Beschäftigten, schwerpunktmäßig aus der Metall- und Elektroindustrie (M+E).
Das Ergebnis: Jugendliche im Land Bremen halten Werte wie Zuverlässigkeit (80 %), Disziplin (76 %) und Kommunikationsfähigkeit (67 %) für essenziell im Berufsleben – damit ticken sie traditioneller als oft angenommen. Gleichzeitig zeigt sich: Fast 50 % wollen später eine Führungsposition übernehmen – Jungen mit 55 % etwas häufiger als Mädchen (43 %).


Großes Interesse an Industrie – aber mit anderen Vorstellungen

14 Prozent der Jugendlichen möchten gerne in der Metall- und Elektroindustrie arbeiten, 41 Prozent können es sich zumindest vorstellen – ein deutlich höherer Wert als in Hamburg oder Mecklenburg-Vorpommern. Doch während Unternehmen vor allem Personal für Instandhaltung, Lager oder Produktion suchen, interessieren sich die Jugendlichen eher für Projektmanagement (42 %), Forschung und Entwicklung (39 %) sowie Marketing und Vertrieb (34 %).

Hier zeigt sich ein deutlicher Handlungsauftrag: Unternehmen müssen ihre attraktiven Arbeitsfelder – inklusive moderner Technik, guten Verdienstmöglichkeiten und internationaler Perspektiven – besser und früher kommunizieren.


Lücke zwischen Schulwissen und Arbeitgebererwartung

Besonders groß ist die Kluft bei der Bewertung schulischer Fächer: Während Unternehmen Fächer wie Deutsch (98 %), Mathematik (86 %) und Englisch (67 %) als wichtig einstufen, sehen das die Jugendlichen anders – vor allem das Fach Deutsch wird mit nur 22 % deutlich unterschätzt. Auch wirtschaftlich-technische Fächer wie Informatik (6 %), Physik (11 %) und Wirtschaftslehre (14 %) stoßen bei den Schülerinnen und Schülern auf vergleichsweise geringes Interesse.

Thomas Küll von NORDMETALL betont deshalb:

„Kompetenzen im Umgang mit Informationstechnologie werden immer wichtiger. Bremen sollte die Einführung eines eigenständigen Informatikfaches nach dem Vorbild anderer Bundesländer prüfen.“


Berufsorientierung: Praktika und Eltern sind entscheidend

Was prägt die Berufswahl? Praktika (85 %), Familie (53 %) und Social Media (44 %) sind die wichtigsten Einflussquellen. Schulen spielen eine wichtige Rolle – aber mit Nachholbedarf: Während 43 % der Jugendlichen ihre Berufsorientierung als gut bewerten, sind 0 % der befragten Unternehmen mit dem Angebot „sehr zufrieden“, fast 30 %halten es für mangelhaft.

Auch hier sieht NORDMETALL Potenzial:

„Praktika bleiben ein Schlüsselinstrument für den Berufseinstieg – am besten gestaltet mit echten Praktikern aus den Betrieben.“


Duales Studium als unentdeckte Chance

Mit 40 % ist das klassische Hochschulstudium der beliebteste Karriereweg unter den Bremer Jugendlichen, nur 23 %wollen ein duales Studium beginnen – obwohl viele von ihnen dessen Vorteile nicht kennen. Ganze 50 % zeigen sich unentschlossen.

Prof. Dr. Stefan Wiedmann, Präsident der NORDAKADEMIE, sieht darin eine Chance:

„Die Wirtschaft trifft in Bremen auf eine Nachwuchsgeneration mit großem Gestaltungswillen. Wir qualifizieren gezielt für die Berufe, die in der Region gefragt sind – mit direktem Praxisbezug und engem Draht zur Industrie.“

Von Ilka Hüsges

Wenn man an die gamescom denkt, hat man wahrscheinlich sofort Bilder von riesigen Hallen, bunten Lichtern und tausenden Besucher*innen im Kopf, die die neuesten Spiele ausprobieren. Klar, das ist die Hauptattraktion der weltweit größten Gamingmesse. Aber daneben gibt es noch etwas, das auf den ersten Blick unscheinbarer wirkt und trotzdem hochspannend ist: Bereiche wie die Campus Area, in der Hochschulen Studiengänge vorstellen, oder der invest circle, wo Start-ups ihre Ideen pitchen und mit Investor*innen ins Gespräch kommen. Mit anderen Worten: Die gamescom zeigt nicht nur Spiele – sie zeigt auch Berufsbilder, Karrierewege und Zukunftsperspektiven.

Klassische Berufsmessen – und ihr Problem

Wenn wir an klassische Berufsmessen denken, sieht das Bild oft ganz anders aus. Unternehmen oder Institutionen bauen ihre Stände auf, verteilen Flyer und hoffen, dass Jugendliche stehenbleiben und Fragen stellen. Aber Hand aufs Herz: Wie spannend ist das wirklich? Für viele Schüler*innen fühlt sich das eher nach „Pflichtprogramm“ an – man schaut vorbei, nimmt Infomaterial mit, das vielleicht später in der Tasche landet, und geht wieder. Begeisterung für Berufe entsteht so selten.

Was die gamescom anders macht

Auf der gamescom ist das Konzept komplett anders:

  • Mitmachen statt nur zuhören. Überall gibt es Stationen, wo man Dinge ausprobieren kann – sei es ein neues Spiel, ein VR-Erlebnis oder ein Workshop.
  • Persönliche Begegnungen. Entwickler*innen, Studierende und Gründer*innen sind direkt vor Ort und erzählen von ihrer Arbeit. Das macht Berufe nahbar und greifbar.
  • Gamification. Alles ist spielerisch und erlebnisorientiert. Man sammelt Eindrücke, statt trockene Informationen.
  • Vielfalt. Es geht nicht nur um „Spiele programmieren“. Auf der Messe wird deutlich: In dieser Branche gibt es Jobs in Grafik, Storytelling, Marketing, Eventorganisation, Community Management – und viele weitere.

Genau diese Mischung aus Erlebnis und Vielfalt macht die Messe so attraktiv – und ist gleichzeitig der Grund, warum sie ein spannendes Beispiel für die Berufsorientierung der Zukunft sein könnte.

Was wir davon lernen können

Natürlich: Eine Berufemesse im Stil der gamescom – mit Hunderttausenden Besucher*innen, gigantischen Ständen und Showeffekten – ist nicht realistisch. Aber die Idee dahinter können wir übertragen:

  • Mehr Interaktion: Berufe lassen sich besser entdecken, wenn man sie ausprobieren darf. Kleine Simulationen, Mitmachstationen oder praktische Aufgaben könnten das möglich machen.
  • Geschichten statt Fakten: Statt nur Flyer und Merch zu verteilen, sollten echte Menschen erzählen, wie sie in ihren Beruf gekommen sind – mit allen Umwegen, Chancen und Überraschungen.
  • Spielerische Elemente: Gamification kann Berufe erlebbar machen. Warum nicht Mini-Games, Quizze oder Challenges nutzen, um Berufsfelder kennenzulernen?
  • Digitale Tools einbinden: Viele Jugendliche sind ohnehin digital unterwegs. Virtual-Reality-Brillen, Apps oder kurze Videos können eine Messe moderner und spannender machen.
  • Inspirierende Kurzgespräche: Jugendliche treffen auf Vorbilder in ihrem Alter, deren Geschichten ihren eigenen ähneln. So können sie sich leichter motivieren lassen und entdecken neue Perspektiven für ihre berufliche Zukunft.

Fazit – Berufsorientierung neu denken

Die gamescom ist sicher kein klassisches Vorbild für Berufsorientierung – aber sie zeigt eindrucksvoll, wie man junge Menschen für Themen begeistert, die auf den ersten Blick „schwer“ oder „trocken“ wirken könnten. Genau das sollte auch das Ziel von Berufsmessen sein: Erlebnis statt Pflichtprogramm, Neugier statt Langeweile, Mitmachen statt nur Zuhören.

Wenn wir Jugendlichen Berufe genauso spannend präsentieren könnten, wie die gamescom neue Spiele präsentiert, dann hätten wir einen großen Schritt geschafft. Und vielleicht sollten wir uns alle häufiger fragen: Wie sieht die Berufemesse der Zukunft eigentlich aus – und wie schaffen wir es, dass Jugendliche dort mit genauso viel Vorfreude hingehen wie zur gamescom?

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Fotoquelle: gamescom

Alle Jahre wieder beginnt mit dem Schulstart nicht nur der Kampf um die besten Federtaschen und Mathehefte – sondern auch eine Debatte, die Eltern deutschlandweit in den digitalen Spagat zwingt: „Mama, Papa, wann bekomme ich endlich ein eigenes Handy?“

Spätestens ab der weiterführenden Schule wird die Frage nach dem ersten Smartphone laut – und damit die Unsicherheit größer. Denn mit dem Handy in der Tasche öffnet sich für Kinder auch der Zugang zu allem, was das Internet bereithält: Social Media, Online-Spiele, Messenger-Dienste. Die Sorge vieler Eltern ist dabei dieselbe: Wie kann ich mein Kind schützen, ohne es vom digitalen Leben auszuschließen?

Zwischen Kontrolle und Teilhabe: Eltern stehen vor schwierigen Entscheidungen

Was früher der Haustürschlüssel war, ist heute das Smartphone: Symbol für mehr Freiheit – und mehr Verantwortung. Kinder wollen erreichbar sein, dazugehören, mitreden. Eltern wollen Sicherheit, Schutz und Medienkompetenz. Der Balanceakt ist nicht einfach.

Aktuelle Studien bestätigen den Zwiespalt: Laut der neuen Vodafone-Studie 2025 – durchgeführt in acht europäischen Ländern – sind sich selbst Kinder und Jugendliche der Gefahren übermäßiger Smartphone-Nutzung bewusst. Drei von vier Jugendlichen sehen übermäßige Bildschirmzeit nicht nur als individuelles Problem, sondern als gesellschaftliche Herausforderung.

Überraschend: 63 % der Gen Z sprechen sich für ein Social-Media-Verbot für Kinder unter zwölf Jahren aus. Selbst die jüngere Generation Alpha (11–15 Jahre) befürwortet dies zu 50 %. Viele wünschen sich mehr Offline-Aktivitäten, klarere Regeln – und eine digitale Balance, die sich nicht wie Verzicht, sondern wie Freiheit anfühlt.

Das Paradox der Akademiker-Arbeitslosigkeit: Während traditionell ein guter Abschluss als Schutz vor Arbeitslosigkeit galt, zeigt sich eine andere Realität. Unter Akademikern ist die Zahl der Arbeitslosen so hoch wie noch nie, wie DIE ZEIT berichtet. Dies steht im Kontrast zu der weit verbreiteten Annahme, dass höhere Bildung automatisch bessere Jobchancen bedeutet.
Veränderte Arbeitsmarktdynamik
Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung bei Jobplattformen: Bei Indeed in Düsseldorf, einer der größten Jobbörsen in Deutschland, gibt es seit zwei Jahren kontinuierlich weniger Jobangebote. Gleichzeitig ist laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung die Zahl der offenen Stellen innerhalb eines Jahres um 25 Prozent gesunken.
Die Situation für junge Akademiker
Besonders dramatisch ist die Entwicklung für junge Hochschulabsolventen: Bei Hochschulabsolventen unter 25 Jahren schnellte die Arbeitslosenquote um erschreckende 13,4 Prozent in die Höhe – und das binnen eines einzigen Jahres!
Strukturelle Herausforderungen für Masterstudenten
Die aktuelle Lage zeigt offenbar, dass Masterstudenten heute in einer wirtschaftlich instabilen Zeit ihr Studium abgeschlossen haben. Professor Malte Sandner, der zum Übergang vom Studium in den Beruf forscht, erklärt in einem Gespräch: Die Studienwahl sei unter völlig anderen Bedingungen getroffen worden. Erst später veränderten die Pandemie, die anhaltende Rezession und der Stellenabbau die Ausgangslage.
Dennoch: Positive Grundlagen bleiben bestehen
Trotz der aktuellen Herausforderungen zeigen die Daten auch ermutigende Aspekte:
– Die ILO-Erwerbslosenquote von Personen mit tertiärer Ausbildung belief sich 2023 in Deutschland auf 2,2 Prozent, was weiterhin deutlich unter der allgemeinen Arbeitslosenquote von etwa 6 Prozent liegt.
– 95 Prozent aller Studenten finden nach Studienabschluss einen festen Job, auch wenn der Übergang länger dauern kann.
– Im Schnitt brauchen Akademiker 3 – 6 Monate, um in das Berufsleben einzusteigen .
Zusammenfassung: Die aktuellen Arbeitsmarktchancen für Masterstudenten sind von einem Spannungsfeld geprägt: Während die grundsätzlichen Vorteile einer hohen Qualifikation bestehen bleiben und die langfristigen Gehaltsaussichten positiv sind, müssen sich Absolventen auf längere Suchzeiten und einen Markt einstellen, der deutlich mehr wettbewerbsorientiert ist. Die wirtschaftlichen Umbrüche der vergangenen Jahre haben zu einer vorübergehenden Verschlechterung der Situation geführt, die jedoch nicht die grundsätzlich besseren Karrierechancen von Masterabsolventen in Frage stellt.
Empfehlung: Masterstudenten sollten sich auf eine aktivere und längere Jobsuche einstellen, dabei aber die langfristig besseren Gehalts- und Karriereaussichten im Blick behalten.

Schulangst, die sich häufig durch körperliche Symptome wie Bauch- oder Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlafstörungen oder Konzentrationsprobleme zeigt, betrifft in Deutschland etwa ein Fünftel der Schulkinder. Diese Beschwerden sind nicht eingebildet – sie entstehen tatsächlich aus psychischer Belastung und Verunsicherung. Lösungsmöglichkeiten:

Fokus Übergang Kita → Grundschule

Der Übergang vom Kita‑Alltag in den strukturierten Schulalltag bringt für Kinder große Anpassungsleistungen: Weg von vertrauten Gewohnheiten, hin zu Regeln, Leistungserwartungen und neuen Peers. Diese Veränderungen können Ängste in Form von Unsicherheit oder Trennungsangst auslösen – und psychosomatisch zum Ausdruck kommen. Wenn Eltern selbst unbewusst Ängste oder Druck aufbauen, kann das zusätzliche Verunsicherung stiften.

Ursachen und Auslöser

Typische Auslöser sind:

  • Leistungserwartungen & Prüfungsangst – auch zu hohen eigenen Erwartungen an sich selbst begegnen Kinder häufig mit Angst.

  • Soziale Ängste & Mobbing – Furcht vor Ablehnung, neue Gruppenstrukturen oder unangenehme Begegnungen können stark belasten.

  • Familiäre Belastungen & Trennung – Unsichere familiäre Situationen, Konflikte oder frühkindliche Trennungsängste spielen ebenfalls eine Rolle.

  • Pandemiebedingte Auswirkungen – Die Corona-Pandemie hat durch Lockdowns, Unterbrechung von Routinen und Isolation bei vielen Kindern zu sozialer Unsicherheit und psychischen Belastungen geführt.

Symptome, die Eltern ernstnehmen sollten

Eltern und Lehrkräfte sollten sensibilisiert sein für:

  • Körperliche Beschwerden ohne medizinische Ursache (z. B. Bauchweh, Kopfschmerzen)

  • Verhaltensänderungen wie sozialer Rückzug, Lustlosigkeit, Trödeln oder Fluchtgedanken

  • Leistungsabfall trotz Potenzial

  • Vermeidungsverhalten gegenüber Schule oder bestimmten Situationen

Früh erkannt, sind die Chancen auf eine positive Entwicklung deutlich größer.

Handlungsmöglichkeiten für Eltern

Eltern sind zentrale Bezugspersonen und Schlüsselakteure bei der Bewältigung von Schulangst:

  • Offen und einfühlsam zuhören – Zeit nehmen, dem Kind Raum geben, Ängste ernst nehmen und gemeinsam darüber sprechen

  • Struktur & Selbstbewusstsein stärken – klären, was ängstigt, Routine etablieren, Erfolgserlebnisse schaffen, Lob aussprechen

  • Schrittweise Konfrontation fördern – Ängste in kleinen, machbaren Schritten begegnen, etwa langsam wieder Schulbesuche ausweiten

  • Eigenes Verhalten reflektieren – Elternängste oder überbehütendes Verhalten beeinflussen das Kind – Selbstreflexion hilft, Sicherheit statt Druck zu vermitteln

  • Kooperation mit Schule & Fachstellen – frühzeitiges Gespräch mit Lehrkräften, Schulpsychologinnen oder Beratungsstellen kann individuelle Lösungen eröffnen

  • Professionelle Hilfe einbeziehen – wenn sich die Situation trotz eigener Bemühungen nicht verbessert, sollten Diagnose und Therapie (z. B. Verhaltenstherapie) erwogen werden

Aussage aus Praxis und Forschung

Auch in der Praxis zeigen sich ähnliche Erkenntnisse: Ein aufmerksamer Beitrag im Elternforum bringt es auf den Punkt:

„Schnelle Diagnostik und Behandlung anstreben (…) psychosomatische Beschwerden (Kopfweh, Bauchweh) sind typisch (…) Schulpsychologen involvieren (…) Schulbesuch reduzieren (…) Hauptziel: jeden Tag geht’s, sonst verstärkt sich’s selbst“

Fazit: Gemeinsam den Übergang meistern

Der Übergang in die Schule ist eine prägende Phase. Schulangst drückt sich häufig über Körper, Verhalten und Leistung aus – und erfordert ein sensibles, gemeinsames Vorgehen. Familien können durch Empathie, Struktur, bewusste Kommunikation und enge Kooperation mit Schule und Fachstellen entscheidend dazu beitragen, dass Kinder Vertrauen gewinnen und den neuen Lebensabschnitt mutiger beginnen. Wichtig ist: nicht zu lange warten – denn früh reagieren heißt nachhaltig stärken.

Vor 19 Jahren (am 16. August 2006) legte Düsseldorf den Grundstein für ein einzigartiges Modell der Zusammenarbeit in der Beruflichen Orientierung – und hat seitdem Maßstäbe gesetzt: Das Kompetenzzentrum Berufliche Orientierung feiert Geburtstag – und mit ihm das „Düsseldorfer Modell“, das bis heute landesweit als Vorbild gilt.

Was 2006 als innovative Idee begann, ist heute ein stabiler Baustein in der Bildungs- und Arbeitsmarktlandschaft der Landeshauptstadt. Die ersten Unterzeichner einer Kooperationsvereinbarung waren der damalige Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin und Dr. Hans-Jürgen Forst, seinerzeit Vorsitzender der Unternehmerschaft Düsseldorf und Sprecher der SIEMENS-Region West.

Hinter dem Modell steht eine enge, abgestimmte Kooperation zwischen der Kommunalen Koordinierung der Landeshauptstadt Düsseldorf, der Agentur für Arbeit Düsseldorf, der Stiftung Pro Ausbildung, der Unternehmerschaft Düsseldorf, der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf (IHK), der Handwerkskammer Düsseldorf (HWK) und der Kreishandwerkerschaft Düsseldorf. Gemeinsam arbeiten diese Partner daran, junge Menschen in Düsseldorf bestmöglich auf die Arbeitswelt vorzubereiten – praxisnah, individuell und abgestimmt auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes.


Das „Düsseldorfer Modell“: Einzigartig in NRW

Im Rahmen des Landesprogramms „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) wurde in Düsseldorf eine Kommunale Koordinierungsstelle eingerichtet, die im Amt für Schule und Bildung angesiedelt ist. Über eine spezielle Kooperationsvereinbarung ist die Stiftung Pro Ausbildung als gleichberechtigter Partner in alle Prozesse eingebunden – ein Novum in Nordrhein-Westfalen.

Die Besonderheit: Während die Kommunale Koordinierung zentrale Standards und Strukturen im Bereich der Beruflichen Orientierung sichert, fungiert das Kompetenzzentrum Berufliche Orientierung als praxisnahe Projektschmiede. Es entwickelt, koordiniert und implementiert neue Formate, bringt Schule und Wirtschaft zusammen und sorgt dafür, dass Theorie und Praxis Hand in Hand gehen.


Eine Denkfabrik für die Berufsorientierung der Zukunft

Das Kompetenzzentrum, mit seiner Geschäftsstelle bei der Stiftung Pro Ausbildung, versteht sich als Denkfabrik, Ideenschmiede und Macherteam zugleich. Mit praxiserfahrenen Expertinnen und Experten werden hier Programme konzipiert, die direkt an den Bedarfen der Jugendlichen und Unternehmen ausgerichtet sind. Viele dieser Programme haben inzwischen Modellcharakter für ganz NRW.

So wurde beispielsweise die Düsseldorfer Praktikumsbörse – ein digitales Matchingtool zwischen Schulen und Betrieben – hier maßgeblich weiterentwickelt. Auch neue Formate zur Stärkung der dualen Ausbildung, zur Elternarbeit oder für zielgerichtete Berufsvorbereitung an Schulen tragen die Handschrift des Kompetenzzentrums.


Bildungspartner auf Augenhöhe

Die Stärke des Kompetenzzentrums liegt in seiner Vernetzung: Es versteht sich als Dienstleister für Schulen, Unternehmen, Eltern und Jugendliche. Ziel ist es, jungen Menschen den Übergang von der Schule in den Beruf zu erleichtern – unabhängig von Herkunft oder Schulform. Gleichzeitig schafft das Zentrum Angebote für Unternehmen, die nach qualifiziertem Nachwuchs suchen.

Diese Netzwerkarbeit ist umso bedeutender angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels. Gerade in der dualen Ausbildung setzen Stadt, Wirtschaft und Arbeitsmarktakteure in Düsseldorf gezielt Impulse, um junge Menschen für Ausbildungsberufe zu begeistern – und das mit Erfolg.


Ausblick und Vision

Mit Blick auf die Zukunft bleibt das Kompetenzzentrum seiner Mission treu: Talente erkennen, Perspektiven schaffen, Brücken bauen. Bildung befindet sich in einem stetigen Wandel – das Kompetenzzentrum begleitet diesen Wandel aktiv, pragmatisch und stets mit einem Ziel: Kein Jugendlicher soll beim Übergang von der Schule in das Berufsleben verloren gehen.

„Das Düsseldorfer Modell zeigt, wie effektiv Zusammenarbeit funktionieren kann – und dass Berufliche Orientierung dann am besten gelingt, wenn Schule und Wirtschaft keine Gegensätze, sondern Partner sind“, so das Fazit der Beteiligten zum 19-jährigen Bestehen.


Über das Kompetenzzentrum Berufliche Orientierung
Gegründet im Jahr 2006, ist das Kompetenzzentrum eine gemeinsame Initiative von Stadt, Arbeitsagentur und den Organisationen der Düsseldorfer Wirtschaft. Die Stiftung Pro Ausbildung übernimmt die Geschäftsführung und steuert die Umsetzung vieler Programme. Im Mittelpunkt stehen Schüler*innen weiterführender Schulen, deren Eltern sowie Unternehmen in der Region.

www.kompetenzzentrum-duesseldorf.de

Deutschland steht vor einer Herausforderung, die tief ins Herz seiner Wirtschaftsstruktur reicht: Die duale Berufsausbildung – einst das Erfolgsmodell zur Fachkräftesicherung – gerät zunehmend unter Druck. Die Zahlen sind alarmierend: Im vergangenen Jahr blieben laut Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) rund 260.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Das sind über ein Drittel aller Lehrstellen. Die Ursachen sind vielfältig – und sie sind hausgemacht wie auch strukturell bedingt.

Jugend ohne Ausbildung: Warum viele junge Menschen nicht mehr einsteigen

Der demografische Wandel sorgt dafür, dass es weniger Schulabgänger gibt. Gleichzeitig zieht es immer mehr junge Menschen an die Hochschulen: Während im Jahr 2000 nur rund ein Drittel eines Jahrgangs studierte, waren es 2023 bereits fast 57 Prozent. Und wer kein Abitur hat, entscheidet sich laut einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung häufig lieber für eine ungelernten Job als für eine Ausbildung.

So viel Prozent der Unternehmen, die aktuell ausbilden oder dies in den vergangenen fünf Jahren getan haben, halten diese Aspekte für eine exzellente und innovative Berufsausbildung für relevant

Qualität braucht Qualifikation – aber nicht unbedingt das Abitur

Ein überraschender Befund: Knapp 90 Prozent der Unternehmen sagen, dass die Qualifikation der Bewerber entscheidend für eine hochwertige Ausbildung sei – dabei erwarten sie nicht zwangsläufig einen höheren Schulabschluss. Vor allem Ausbildungsplätze, die speziell für Hauptschüler gedacht sind, bleiben häufig leer. Das Problem ist also nicht nur der Schulabschluss, sondern oft die fehlende Passung zwischen den Anforderungen und den tatsächlichen Fähigkeiten der Bewerber.

Fördern statt fordern: Betriebe investieren in schwächere Azubis

Die Wirtschaft stellt sich um – notgedrungen. Sieben von zehn Unternehmen bieten laut IW-Forschung bereits Förderunterricht für leistungsschwächere Azubis an. Denn der Trend zeigt: Um ihre Ausbildungsplätze überhaupt besetzen zu können, greifen viele Betriebe auch auf weniger leistungsstarke Jugendliche zurück – und müssen diese intensiver betreuen.

Doch die Belastungsgrenze ist erreicht: Etwa die Hälfte dieser Unternehmen wünscht sich mehr externe Unterstützung. Idealerweise, so die IW-Studie, beginnt die gezielte Förderung bereits vor Ausbildungsbeginn und reicht bis zum erfolgreichen Abschluss.

So viel Prozent der Unternehmen, die aktuell ausbilden oder dies in den vergangenen fünf Jahren getan haben, stimmen diesen Aussagen zu den Aktivitäten ihrer betrieblichen Ausbilder zu

Mehr Perspektive, mehr Motivation: So werben Ausbilder um Azubis

Es geht längst nicht mehr nur darum, Auszubildende zu finden – es geht auch darum, sie zu halten. Acht von zehn Unternehmen setzen deshalb auf aktives Selbstmarketing: Sie zeigen ihren Azubis klare Entwicklungs- und Karriereperspektiven auf. Denn ein sicherer Arbeitsplatz und Aufstiegsmöglichkeiten sind für Jugendliche oft genauso entscheidend wie der Inhalt der Ausbildung selbst.

Gleichzeitig investieren viele Betriebe in die Qualifikation ihrer Ausbilder und setzen auf innovative Ausbildungskonzepte – ein wichtiger Hebel, um die Qualität der Ausbildung zu sichern.

Fazit: Die Ausbildung muss wieder attraktiv werden – für beide Seiten

Was bleibt, ist ein klarer Auftrag: Die duale Ausbildung muss neu gedacht und modernisiert werden. Politik, Schulen und Wirtschaft müssen zusammenarbeiten, um junge Menschen wieder für eine Ausbildung zu begeistern. Das bedeutet:

  • Mehr Berufsorientierung an Schulen

  • Gezielte Förderung vor und während der Ausbildung

  • Stärkere Unterstützung leistungsschwächerer Jugendlicher

  • Attraktive Entwicklungsperspektiven im Betrieb

Denn nur wenn Ausbildung wieder als echte Chance gesehen wird – von Jugendlichen wie von Unternehmen – kann das deutsche Erfolgsmodell der dualen Ausbildung gerettet werden.


Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft (IW): Was tun die Unternehmen gegen den Mangel an Auszubildenden?

Collage: cs

Heute richten wir den Blick auf die Zukunft unserer Gesellschaft: unsere Kinder und Jugendlichen. Der Internationale Tag der Jugend erinnert uns daran, wie wichtig es ist, junge Menschen weltweit zu stärken und ihre Belange ernst zu nehmen.

Als Unternehmerschaft und Stiftung haben wir uns der Mission verschrieben, junge Menschen bestmöglich auf die Lebens- und Arbeitswelt von morgen vorzubereiten. Unser vielfältiges Programm spiegelt unser Engagement wider:

> unser Kompetenzzentrum in Düsseldorf

> “Kluge Köpfe” und “Junge Visionäre” in Gelsenkirchen

> Girls und Boys Academie für chancengerechte Förderung

> MINT-Netzwerk zdi für naturwissenschaftlich-technische Bildung

 Der Internationale Tag der Jugend, von den Vereinten Nationen 1999 ins Leben gerufen, erinnert uns daran, wie wichtig es ist, junge Menschen weltweit zu stärken und ihre Belange ernst zu nehmen.

Mit 1,8 Milliarden jungen Menschen zwischen 10 und 24 Jahren ist dies die größte Jugendgeneration der Geschichte. Sie bringen frische Perspektiven, innovative Ideen und den Mut zur Veränderung mit – Eigenschaften, die unsere Welt dringend braucht. 

Gleichzeitig stehen sie vor einzigartigen Herausforderungen: digitaler Wandel, Klimakrise, veränderte Arbeitsmärkte und gesellschaftliche Umbrüche.

Deshalb ist es so wichtig, in die Jugend zu investieren. Studien zeigen: Jeder Euro, der in Jugendförderung fließt, bringt gesellschaftlich das Siebenfache zurück. Bildung, Mentoring und frühzeitige Berufsorientierung schaffen nicht nur individuelle Chancen, sondern stärken unsere gesamte Wirtschaft und Gesellschaft.

Gemeinsam mit unseren starken Partnern haben wir ein Netzwerk geschaffen, das junge Talente entdeckt, fördert und auf ihrem Weg begleitet. Diese Vielfalt an Initiativen macht uns stolz – denn jeder junge Mensch verdient die Chance, sein Potenzial zu entfalten.