Die Nachrichten sind zunächst gute Nachrichten: Benachteiligte Schüler und alle Lehrer in NRW sollen eigene Laptops bekommen. Dafür investiert die Landesregierung 350 Millionen Euro. OK, das Geld kommt nicht nur aus Düsseldorf. 105 Millionen Euro stammen aus Bundesmitteln, 18 Millionen Euro von Schulträgern (ob die das schon wissen?). NRW sei damit das erste Bundesland, das seine rund 200.000 Lehrer flächendeckend mit Laptops oder Computern versorge. Zusätzlich sollen vor allem bedürftige Schüler Leihgeräte zur Verfügung gestellt bekommen.
Die Idee ist wirklich eine Gute und wurde bereits vor einigen Wochen in unserem Podcast vorgeschlagen vor dem Hintergrund, dass viele Kids zuhause digital kaum erreichbar seien. Und Lehrer hatten keine Dienstgeräte. Daran scheiterte dann oft der Versuch, digitalen Unterricht anzubieten. Dies soll sich nun ändern in NRW, wobei die Schüler keine Laptops „geschenkt“ bekommen, sondern sich in der Schule ausleihen können.
Soweit der Plan. Lehrerverbände begrüßten die Ankündigungen. „Auch wenn es noch viele Detailfragen zu klären gibt: Dieses Maßnahmenpaket ist ein echter Meilenstein“, kommentiert die lehrer nrw-Vorsitzende Brigitte Balbach. Aber, wie so oft gibt es noch viele offene Fragen. Was passiert mittel- und langfristig mit der Finanzierung – vor allem im Hinblick auf die Infrastruktur-Ausstattung der Schulen? Was passiert, wenn etwas kaputtgeht? Wenn Software aktualisiert werden muss? Wie soll die Ausleihe in der Schule stattfinden? Wer pflegt die Laptops in der Schule? Woher kommen die entsprechenden IT-Menschen der Schule? Die Klärung solcher Fragen bedarf auch einer finanziellen Klärung. Folgekosten, die man einrechnen muss. Da braucht es einen mittelfristigen Plan.
Die TU Dortmund hat für eine bundesweite Studie „Unterricht in der Corona-Pandemie“ mit mehr als 3600 Lehrkräften aus allgemeinbildenden Schulen gesprochen. „Viele haben von Schülern berichtet, die weder ausreichende Medienkompetenz noch die Hardware hatten, um zu Hause mit den gestellten Aufgaben umgehen zu können“, sagt die geschäftsführende Direktorin am Institut für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund, Nele McElvany,. „Durch die Schulschließungen hatten wir eine Realsituation im Test, der auch gezeigt hat: Viele Schüler haben nicht immer stabiles Internet mit entsprechender Datenmenge zu Hause. In einigen Haushalten gibt es aufgrund der finanziellen oder räumlichen Lage überhaupt keine Internetverbindung.“ Auch Lösungen für diese Probleme müssten noch geklärt werden.
Auch viele Lehrer waren in den vergangenen 100 Tagen überfordert mit dem digitalen Lehren. Eine Schulleiterin berichtete uns, Sie wäre zugleich Mentor und Digital-Coach für ihre Lehrer. Deshalb gab es viele Lehrer, die analog, per Brief und Telefon mit den Schülern unterwegs waren. In der Dortmunder Studie heißt es, dass nur 56 Prozent der Lehrer angaben, dass sie Lernplattformen verwendet hätten. Das muss man auch zur Kenntnis nehmen. Der Weiterbildungsbedarf sei wirklich groß, sagen die Dortmunder Wissenschaftler.
Allerdings war die Lernkurve auch bei den Lehrkräften hoch. Viele probierten neue Formate und Idee aus. Ob „Paddelt“ oder zoom-Meetings mit der Klasse. Es bleibt also spannend – und am Ende gibts viel zu tun.
Quellen: www.tu-dortmund.de, www.rp-online.de, www.schulministerium.nrw.de