Privatschulen werden für immer mehr bildungsnahe Familien eine Bildungsalternative zu staatlichen Schulen. Im vergangenen Schuljahr besuchten rund eine Million (1.002.732) Schülerinnen und Schüler eine Schule in freier Trägerschaft. Damit wurde zum ersten Mal die Millionen-Schwelle überschritten, teilt der VDP Verband Deutscher Privatschulen Nordrhein-Westfalen mit. „Die Zahl der Privatschüler und damit der Einfluss der Privatschulen auf das Schulsystem in Deutschland könnte noch weitaus größer sein, gäbe es nicht zahllose gesetzliche Bedingungen, verweigerte Investitionshilfen, Zulassungsschranken und Anpassungszwänge, mit denen die Bundesländer das staatliche Bildungsmonopol ausformen und die private Konkurrenz behindern.“, sagt der Kölner Bildungsforscher Helmut E. Klein vom Institut der Deutschen Bildung.
Man muss „viel Asche“ haben (um es mal sehr salopp zu formulieren), um das Kind auf eine Privatschule schicken zu können. Das zeige sich darin, dass private Schulen in einigen Bundesländern teils immense Gebühren von den Eltern verlangen, sagt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Beispiel Hessen: „Gerade einmal die Hälfte aller Privatschulen erlässt dort Kindern von Hartz-IV-Empfängern komplett das Schulgeld“, sagt DIW-Experte Helbig. Damit sei die Schule für diese Gruppe von vornherein nicht zugänglich; von den für Bildung vorgesehenen ohnehin spärlichen Beträgen bleibe für Gebühren nichts übrig. Das DIW-Fazit: Privatschüler stammen immer häufiger aus Haushalten mit studierten Müttern oder Vätern.
Einer der wichtigsten Bereiche der Privatschulen ist die berufliche Bildung – auch in Düsseldorf gibt es private Berufsschulen. Nahezu jede fünfte berufliche Schule in NRW ist in freier Trägerschaft, der Anteil an der Gesamtzahl der Schüler im beruflichen Bereich liegt bei 7,6 Prozent. „Gerade im berufsbildenden Bereich sind Privatschulen hochspezialisiert, sind kleine, aber feine Schulen. Sie bilden in innovativen Bereichen wie Game Art und Game Design, Informatik oder ‚Manager im Modehandel‘ aus – Berufsbilder, die es bis vor wenigen Jahren noch gar nicht gab“, erklärt Schrade die im Verhältnis geringen Schülerzahlen.
Im kinderfreundlichen Düsseldorf soll es zukünftig auch eine erste „Demokratische Schule“ geben, auch in privater Trägerschaft. In dieser Schule soll es keine Lehrplan geben, keine Noten, keine Klassen. Es ist allerdings nicht die erste Schule dieser Art in NRW, wie es in der Presse stand. In Jülich gibt es auch eine solche Schule. Auch bundesweit gibt es gute Beispiele, z.B. in Hamburg und Berlin.
Schulleiterin dieser neuen Schulen soll Monika Brosch werden, langjährige Lehrerin und Konrektorin an der Realschule Golzheim: „Bei uns können die Schüler, die mit ihrem Schulbesuch bei uns die gesetzlichen Schulpflicht bis zur 10. Klasse erfüllen, zwischen 8 und 9.30 Uhr kommen und die Betreuung wird bis 16 Uhr angeboten. Die Kinder, wir wollen mit den Klassen 1 bis 7 starten, können dann spielen, was lesen oder einen Sing-Wettbewerb organisieren. Oder was immer sie machen wollen. Und wenn sie möchten, können sie uns Lehrer als Begleitung dazunehmen. Wir haben ausgebildete Lehrer für alle Fächer in den Klassen 1 bis 10. „
Es tut sich also einiges in Sachen „Privatschulen“ – auch in NRW und Düsseldorf. Diese Entwicklung sollten alle aufmerksam verfolgen, denn eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Bildung brauchen wir nun wirklich nicht.