Veröffentlicht am März 23, 2019

Stress, Prüfungsangst, keine Freunde: Die Beratungsstellen an unseren Hochschulen platzen aus allen Nähten. Aktuell suchen über 100.000 Studierende Rat, Hilfe und Unterstützung.

108.800 Mal hatten die psychologischen Berater im Jahr 2017 Kontakt mit Hilfe suchenden Studierenden – eine Steigerung um 60 Prozent im Vergleich zum Jahr 2006. Dies teilte das Deutsche Studentenwerk in seiner Broschüre „Beratung im Profil“ mit, die es am Dienstag bei einer Fachtagung in Berlin vorstellte.

Eigentlich eine traurige Bilanz. Auch ich lerne in meiner Praxis immer wieder Studierende kennen, die solche Probleme haben. Ich dachte es wären Einzelfälle. Doch, so scheint es nicht zu sein.

Hauptgründe für die Nutzung der psychologischen Beratung sind mangelndes Selbstwertgefühl, depressive Verstimmungen, Partnerschaftsprobleme, Probleme im familiären Umfeld, Kontaktschwierigkeiten, Probleme mit Alkohol und anderen Drogen, Arbeit- und Konzentrationsschwierigkeiten, Lern- und Leistungsprobleme, Prüfungsangst und Studienabschlussprobleme.

Es gibt allerdings auch eine kleine Entwarnung, denn: die meisten Studierenden kommen NICHT wegen psychischer Probleme in die Beratung, sondern suchen Unterstützung bei Arbeitsorganisation und Zeitmanagement (19 Prozent). Auch Arbeits- und Konzentrationsschwierigkeiten spielen eine Rolle (16 Prozent). Prüfungsangst sowie Lern- und Leistungsschwierigkeiten sind mit je 12 Prozent ebenfalls ein wichtiges Thema.

Und natürlich ist die Zahl der beratungssuchenden Studentinnen und Studenten auch gestiegen, weil es immer mehr Studierende gibt (also schlichtweg eine Frage der Quantität) und: die Studenten gehen deutlich pragmatischerer mit solchen (Tabu-) Themen um als in der Vergangenheit.

Viele Studierende wollten sich aber auch bei Problemen beraten lassen, die nicht unmittelbar das Studium betreffen, heißt es vom Studentenwerk. 14 Prozent der Befragten baten demnach um Hilfe, weil sie mangelndes Selbstbewusstsein empfinden. 12 Prozent suchten Rat wegen Partnerschaftsproblemen.

Diese Gründe bedeuten für mich noch aufmerksamer im Themenbereich Studienorientierung zu sein – letztendlich berührt diese Gesamtthematik auch immer wieder die falsche Auswahl eines Studienganges oder überhaupt eines Studiums anstelle z.B. einer Dualen Ausbildung. Und ich möchte noch aufmerksamer sein in der Begleitung von Studierenden, in meiner Eigenschaft als ehrenamtlicher Lehrbeauftragter, Dozent und Mentor.

Informationen zum Beratungsprofil des Studentenwerks gibts hier: www.studentenwerke.de/de/content/beratung-im-profil


Veröffentlicht am Februar 26, 2019

In diesem Blog geht es um einige Best Practice- Beispiele aus NRW-Sicht.

Bereits in den 5. und 6. Klassen beginnen einige Schulen spielersch mit dem Thema Talente und Fähigkeiten. Ein Beispiel ist die „Miniphänomenta“. Frei zugängliche Experimentierstationen, an denen naturwissenschaftliche und technische Phänomene von Kindern erlebt und dann kooperativ geklärt werden, fördern die Forschungsfähigkeit und die Freude am eigenen Erkennen. Außerhalb des Unterrichts bieten die Experimente in der Schule einen attraktiven Anlass, im Handeln zum Denken zu finden.

Ab den 7. Klassen engagiert sich im MINT-Bereich das „zdi“ (Zukunft durch Innovation). Auf dem Programm stehen kostenfreie experimentierfreudige und praxisorientierte Schülerinnen- und Schülerworkshops durch in Schulen und auch an außerschulischen Lernorten, beispielsweisen in Unternehmen, Hochschulen und Laboren. Hauptziel des zdi ist die Gewinnung von mehr jungen Menschen für ein MINT-Studium oder eine MINT-Ausbildung. Außerdem verfolgt zdi das Ziel, die Talente möglichst vieler junger Menschen zu fördern und so einen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit und Durchlässigkeit im Bildungssystem zu erreichen.

Ebenfalls in den 7. Klassen wird in Düsseldorf „komm auf tour“ angeboten. Der Stärkenparcour setzt spielerisch erlebnis- und handlungsorientierte Impulse, um Schülerinnen und Schüler frühzeitig und geschlechtersensibel in ihrer Berufsorientierung und Lebensplanung zu unterstützen. Die Jugendlichen entdecken ihre Stärken, erhalten Orientierungshilfen für Praktika und erfahren, welche realisierbaren beruflichen Möglichkeiten auf sie warten könnten. Themen aus dem privaten Lebensbereich sind altersgerecht integriert. Über Begleitveranstaltungen können Eltern, Lehrkräfte, Öffentlichkeit und Betriebe eingebunden werden.

In der 8. Klasse durchlaufen alle Schülerinnen und Schüler eine eintägige Potentialanalyse. Hier lernen die Jugendliche ein stückweit ihre Talente kennen: das praktische und soziale Potenzial, die Berufswahlreife und die Arbeitskompetenzen, das methodische und kognitive Potential sowie das persönliche Potential.

Mit diesem Bewusstsein ihrer Talente und Fähigkeiten wählen die Schülerinnen und Schüler ebenfalls in der. Klasse zwei bis drei Berufsfelderkundungen (BFE) aus. Hier erhalten sie die Gelegenheit, auch Ausbildungsberufe kennenzulernen, die für sie zuvor unbekannt waren. Im Rahmen der BFEs lernen die Schülerinnen und Schüler Ausbildungsberufe kennen, die sie zuvor nicht oder weniger kannten. Sie wissen, wo sie ihre Talente und Fähigkeiten einbringen können. Vielleicht lernen sie auch Ausbildungsberufe kennen, die nicht zu ihnen passen. Auch dies ist ein am Ende ein gutes Ergebnis, denn es verhindert vielleicht die Ergreifung eines falschen Ausbildungsberufes.

In der 9. Klasse absolvieren die Schülerinnen und Schüler ihr erstes längeres Praktikum (2 oder sogar 3 Wochen). Mit den Ergebnissen und Erfahrungen aus den Klassen 7 + 8 sollten sie dieses Praktikum sehr fokussiert aussuchen.

Nach der Potentialanalyse, nach den BFEs und nach dem 9er-Praktikum erfolgen jeweils Beratungsphasen, an denen beispielsweise die Beobachter der Potentialanalyse, die Schüler und Schülerinnen, die Klassenlehrer und Eltern beteiligt sind.

Eine wichtige Rolle nimmt der Berufswahlpass ein, der leider in manchen Schulen ein ungeliebtes Kind ist. Der Berufswahlpass (BWP) begleitet die Jugendlichen auf dem Weg zu einer soliden Berufswegeentscheidung. Sie erhalten Informationen über die Angebote der Berufsorientierung, lernen ihre Stärken und Fähigkeiten kennen und entwickeln individuelle berufliche Ziele. Zudem sollen sie für den richtigen Umgang mit der Dokumentation von Zeugnissen, Bescheinigungen, Zertifikaten und bisherigen Aktivitäten sensibilisiert werden.

Das Programm „Kluge Köpfe“ der Stiftung Pro Ausbildung in Düsseldorf und Gelsenkirchen unterstützt die Schulen, in dem es Einführungsveranstaltungen in den 8. Klassen durchführt. In 90minütigen Workshops erfahren die Schülerinnen und Schüler, wo wie und wann sie den BWP einsetzen können. Auch in dieser Einführung werden die Talente und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler angesprochen. In einer Arbeitsphase beispielsweise sollen sie sich  erste Gedanken darüber machen, was sie gerne mögen und gut können. Sie sollen überlegen, ob sie sportlich, kreativ und handwerklich/technisch begabt sind. Ob sie gerne mit Menschen zusammen sind, ob sie gerne mit Tieren arbeiten oder am Computer. Diese Themen kennen sie aus der Potentialanalyse und setzt sich der rote Faden der Stärkenorientierung fort.

Zurzeit arbeiten wir am Berufswahlpass und entwickeln diesen in einem Team im Ministerium für Schule und Bildung weiter. Wir aktualisieren die Materialen für die Sek.1 und entwickeln neue Unterlagen für den Sek.2- Bereich. Neu sind hier Workshops zur Standortbestimmung sowie zur Entscheidungskompetenz.

„Kluge Köpfe“ setzt diese Stärkenorientierung auch in Berufsorientierungs-AGs um. In Gelsenkirchen können solche AGs in allen Schulformen durchgeführt werden. Sie dauern in der Regel 90 Minuten pro Tag und vorgesehen sind bis zu 15 Module. Die Schülerinnen und Schüler können hier sehr individuell betreut werden. Workshopartig und interaktiv nähern sie sich ihrem Berufsziel. Neben externen Trainern kommen auch Ausbildungsleiter sowie Auszubildende in die AGs und berichten über ihre Ausbildungsberufe. Nicht selten werden dann auch Arbeitsproben und Übungen direkt mitgebracht. Hier erproben die Schülerinnen und Schüler ihr motorisches Geschick, technisches Verständnis, Teamfähigkeit, Belastbarkeit oder kreatives Lösungsverhalten.


Veröffentlicht am Februar 26, 2019

Neigungen, Talente, Persönlichkeitsstil

Insofern (und das zuvor geschriebene vorausgesetzt) spielen drei Elemente in unseren Modulen wiederkehrend immer wieder eine wichtige Rolle:

  1. Die Neigungen sind das erste Element unserer Entdeckungsreise. Hier blühen wir auf, weil es unsere Leidenschaft ist, unsere Träume und Visionen und unsere Berufung. Neigungen sagen aus, wofür unser Herz brennt.Sie beantworten die Frage: WO und WOFÜR setze ich mich gerne ein. Von Martin Luther King kennen wir den Satz „I have a dream“. Barack Obama wollte, das sdie Bevorteilung einzelner ethnischer Gruppen beendet wurden und er entdeckte die Botschaft „Yes, we can“. Und auch Steve Jobs und Bill Gates blühten auf, in dem sie von ihren Visionen geleitet wurden. (Dies sind Beispiele aus dem Willow Creek- Konzept „DIENST“.)Und auch hier gilt, dass man nicht immer sofort seine Neigungen aufzuzählen weiß. Auch dies ist in der Regel ein längerer Prozess. Nach und nach werden die Neigungen erfahrungsgemäß klarer.
  2. Die Talente sagen aus, was wir gut können. „Ein Talent ist jemand, der Talent hat“, sagt der Duden. Dort heißt es weiter: „Eine Begabung, die jemanden zu ungewöhnlichen bzw. überdurchschnittlichen Leistungen auf einem bestimmten, besonders auf künstlerischem Gebiet befähigt.“Talent beschreibt also ein vorhandenes Potenzial, um bestimmte Fähigkeiten entwickeln zu können. Bei Schülern sprechen in der Regel nicht von „ungewöhnlichen“ oder „überdurchschnittlichen“ Leistungen, sondern eher von Bereichen, in denen Jugendliche gut sind, beispielsweise im kreativen, handwerklichen oder technischen Bereich. In sportlichen Dingen oder in sozialen. Im kommunikativen Bereich, im verbalen oder numerischen.
  3. Und das dritte Element unserer Entdeckungsreise sind unsere Persönlichkeitsstile: Diese sagen aus, woraus wir unsere Energie und Kraft schöpfen. Es ist die Art, wie der Mensch Herausforderungen angeht.Das Verhalten ist ein Teil unserer Persönlichkeit, den wir beobachten können. Dabei können wir uns unterschiedlich verhalten – je nach Situation unterschiedlich.Wir unterscheiden zwischen zwei Dimensionen: Die erste sagt aus, was uns motiviert, ob wir beispielsweise menschen- oder aufgabenorientiert sind. Die zweite beschreibt, wie wir uns in unserem Umfeld wahrnehmen: als eher offensiv oder eher defensiv. Aufgabenorientierte  Menschen bekommen ihre Motivation dadurch, dass sie sachlich an Aufgaben herangehen können. Menschenorientierte Personen erhalten ihre Energie, indem sie sich auf Beziehungen zu anderen Menschen einlassen.Beiden Personengruppen ist es wichtig, Beziehungen aufzubauen und Ziele zu erreichen. Sie unterscheiden sich aber dadurch, dass sie unterschiedliche Prioritäten setzen und andere Wegen gehen, um dies in die Tat umzusetzen. Wie immer gilt es, die Unterschiedlichkeiten, aus denen ein Team immer besteht, wertzuschätzen.