Ich weiß, darüber streiten sich die Gelehrten: Ist die beste Schule voll durch digitalisiert oder können auch analoge Schulen sehr gut sein? Sollten Schüler heutzutage mehrheitlich digital lernen und beschult werden? Der so genannten „Digitalpakt“ soll in den Schulen die große Wende bringen. Doch, was eigentlich sind die Kernelemente des Lernens? Wann und wie man lernt man gut?
Die Kernaussage ist „ernüchternd“. Beim digitalen Lesen und speziell unter Zeitdruck gehen wir zu selbstsicher mit Texten um. Digital lesen wir oberflächlicher als analog. Führen die digitalpolitischen Programme also zum Gegenteil dessen, was sie bewirken sollen? Kannibalisiert die digitale Kompetenz gar die Lesefähigkeit?
https://kompetenzzentrum-duesseldorf.de/wp-content/uploads/2019/04/Logo-1030x312.png00Christoph Socharthttps://kompetenzzentrum-duesseldorf.de/wp-content/uploads/2019/04/Logo-1030x312.pngChristoph Sochart2019-04-26 16:10:292019-04-26 16:12:57Wie digital darf, muss, soll, kann Schule sein? Und was hilft am besten, wenn man gut lernen möchte?
Unter dem Titel „Akademische versus berufliche Bildung – Mit Vorurteilen aufräumen!“ hat der Dachverband der IHKs mit Sitz in Berlin eine interessante Stellungnahme abgegeben und kommt zu dem Schluss: „Mit einem Hochschulabschluss in der Tasche verdient man keineswegs generell mehr als ein Nicht-Akademiker. Gleichzeitig ist die Chance, nach einem Studium eine adäquate Beschäftigung in einer unbefristeten Anstellung zu finden, geringer als mit einem Abschluss der Höheren Berufsbildung. Höchste Zeit also, mit den gängigen Vorurteilen aufzuräumen und den Karriereweg der Beruflichen Bildung noch stärker als lohnende Alternative zum Studium zu bewerben!“
Gut: Das Fazit ist nicht neu, aber da die landläufige Meinung eine andere ist, kann es nur gut sein, diese positiven Botschaften immer wieder in geeigneter Form zu veröffentlichen. Vor allem Eltern, die wichtigsten Berater für Jugendliche, wenn es um den Berufs- und Lebensweg geht, wollen natürlich nur das Beste für ihre Kinder und neigen immer wieder dazu, dem Kind ein Studium anzuraten: „Du sollst es mal besser haben als wir“, hört man dann immer wieder.
Letztendlich aber ist das Gegenteil der Fall. Das Abi in der Tasche ist auf jeden Fall immer gut (viele Eltern wissen aber nicht, dass man das Abi nicht nur auf dem Gymnasium erwerben kann, sondern neben der Gesamtschule auch auf dem Berufskolleg und an der Abendschule). Letztendlich sind aber die anderen Schulabschlüsse auch sinnvoll. Beispiel: In Düsseldorf bekommt jeder Jugendliche mit einem guten Hauptschulabschluss oder einem Realschulabschluss immer eine Ausbildungsstelle.
Das Abitur wird mittlerweile vielfach als „Mindestabschluss“ einer schulischen Qualifikation angesehen. Daraus resultiert bei Jugendlichen der Trugschluss, dass nur das Abitur optimal auf eine erfolgreiche Berufstätigkeit vorbereitet. Des Weiteren wird das Bild vermittelt, dass Akademiker mehr verdienen als Nicht-Akademiker, das Arbeitslosenrisiko geringer ist und sie schlicht die „besseren Jobs“ haben. Doch stimmen diese (Vor-)urteile tatsächlich?
Nach dem Schulabschluss ist eine Duale Ausbildung der „Karriereweg Nr. 1“. Auch und gerade im Handwerk und in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), denn: Wir wissen nicht, welche Berufe in zehn Jahren aktuell sein werden. Wir wissen aber, dass MINT- und handwerkliche Jobs eine gute Zukunft haben werden. Das bedeutet nicht, dass Kinder, die eher eine kulturelle Tendenz haben, unbedingt Tischler lernen sollten, jedoch: Jugendliche, die in diesem Bereich ein Talent haben, sollten dieses auf jeden Fall weiter fördern und sich darin immer wieder ausprobieren.
Stimmt es eigentlich, dass Akademiker weniger oft arbeitslos sind als NichtAkademiker?
Das Arbeitslosenrisiko sinkt mit steigendem Bildungsniveau – ein ziemlich stabiles Bild: Seit dem Jahr 1975 hat sich die Rangfolge bei den Arbeitslosenquoten in den drei Qualifikationsebenen nicht verändert. Nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lag die qualifikationsspezifische Arbeitslosenquote für Akademiker im Jahr 2017 bei 2,1 Prozent. Bei Fachkräften, die sich zum Meister- oder Techniker weiterqualifiziert haben, betrug die Arbeitslosenquote im Vergleichszeitraum hingegen lediglich 1,5 Prozent. Dies zeigt: Eine duale Ausbildung mit anschließender Aufstiegsfortbildung schützt noch besser vor Arbeitslosigkeit als ein Studium. Wie auch beim Einkommen kann man beim Thema Arbeitslosigkeit nicht alle Akademiker über einen Kamm scheren. Die Arbeitslosenquote für studierte Werbe- und Marketingspezialisten wurde zuletzt mit 4,8 Prozent angegeben – aber lediglich 1,3 Prozent der Absolventen in der Human- und Zahnmedizin finden keine Beschäftigung, was die Quote insgesamt wieder senkt (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2018). In der offiziellen Statistik gibt es allerdings Unschärfen: Praktika, Minijobs und einkommensschwache Zeiten während der Selbstständigkeit fallen nicht unter Arbeitslosigkeit – und auch nicht die vielen Akademiker, die notgedrungen Stellen besetzen, die nicht ihren Anforderungen entsprechen (Stichwort: „Bachelorisierung der Sachbearbeitertätigkeit“). Der bereits heute erkennbare Trend zur atypischen oder inadäquaten Beschäftigung dürfte sich bei weiter steigenden Akademikerzahlen noch verschärfen.
Stimmt es eigentlich, dass Akademiker mehr verdienen als Nicht-Akademiker?
Vergleicht man Gehälter von Akademikern und Nicht-Akademikern, kommt man schnell auf den Vergleich des Lebenseinkommens: Einer Studie des Münchener ifoInstituts (2017) zufolge verdienen Akademiker, die ein Universitätsstudium im ersten Bildungsweg abgeschlossen haben, durchschnittlich 390.000 Euro netto in ihrem Erwerbsleben und damit 65 Prozent mehr als jemand mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Jedoch gibt es in der Gruppe der Akademiker erhebliche Unterschiede: Darf ein Ingenieur in Luft- und Raumfahrt mit einem durchschnittlichen Einstiegsgehalt von ca. 5.800 Euro rechnen, so hat ein Architekt zu Beginn seines Arbeitslebens durchschnittlich lediglich 3.000 Euro brutto zur Verfügung. Absolventen der Sozialpädagogik oder der Geisteswissenschaften müssen beim Gehalt oft noch größere Abstriche machen. Demgegenüber ist das Einstiegsgehalt von ausgebildeten Fachkräften oft höher, als man vielleicht meint: Bankkaufleute können nach ihrer Berufsausbildung mit einem Gehalt von bis zu 3.400 Euro brutto rechnen. Ebenso sind Arbeitskräfte in der Industrie sehr gefragt: Ein ausgelernter Industriemechaniker wird mit bis zu 2.500 Euro brutto monatlich entlohnt. Wird später noch eine Höhere Berufsbildung (auch: Aufstiegsfortbildung) absolviert, wie beispielsweise zum Industriemeister im Bereich Chemie, werden sogar Monatsgehälter in Höhe von bis zu 4.400 Euro erzielt – stets in Abhängigkeit von Branche und Betriebsgröße. Das klassische Vorurteil, dass Akademiker grundsätzlich mehr verdienen als Nicht-Akademiker, stimmt also nur bedingt. Der insgesamt höhere Gehaltsdurchschnitt wird bei den akademisch Qualifizierten insbesondere durch Ärzte und Ingenieure angehoben, während andere Berufe deutlich darunter rangieren. Eine berufliche Ausbildung kann also lukrativer sein als ein jahrelanges Studium – insbesondere dann, wenn Absolventen durch die zunehmende Akademisierung immer häufiger dazu gezwungen sind, mit unterqualifizierten und somit schlechter bezahlten Jobs ins Erwerbsleben einzusteigen. Zudem sollte man berücksichtigen, dass eine berufliche Ausbildung schon während der Ausbildungszeit vergütet wird und im Vergleich zum Master-Studium mit durchschnittlich drei Jahren einen vergleichsweise geringen zeitlichen Aufwand bedeutet.
Quelle: „Akademische versus berufliche Bildung – Mit Vorurteilen aufräumen!“ , DIHK 2019
https://kompetenzzentrum-duesseldorf.de/wp-content/uploads/2019/04/Logo-1030x312.png00Christoph Socharthttps://kompetenzzentrum-duesseldorf.de/wp-content/uploads/2019/04/Logo-1030x312.pngChristoph Sochart2019-04-15 13:58:582019-04-17 23:36:16Akademische versus berufliche Bildung – Mit Vorurteilen aufräumen!
Stress, Prüfungsangst, keine Freunde: Die Beratungsstellen an unseren Hochschulen platzen aus allen Nähten. Aktuell suchen über 100.000 Studierende Rat, Hilfe und Unterstützung.
108.800 Mal hatten die psychologischen Berater im Jahr 2017 Kontakt mit Hilfe suchenden Studierenden – eine Steigerung um 60 Prozent im Vergleich zum Jahr 2006. Dies teilte das Deutsche Studentenwerk in seiner Broschüre „Beratung im Profil“ mit, die es am Dienstag bei einer Fachtagung in Berlin vorstellte.
Eigentlich eine traurige Bilanz. Auch ich lerne in meiner Praxis immer wieder Studierende kennen, die solche Probleme haben. Ich dachte es wären Einzelfälle. Doch, so scheint es nicht zu sein.
Hauptgründe für die Nutzung der psychologischen Beratung sind mangelndes Selbstwertgefühl, depressive Verstimmungen, Partnerschaftsprobleme, Probleme im familiären Umfeld, Kontaktschwierigkeiten, Probleme mit Alkohol und anderen Drogen, Arbeit- und Konzentrationsschwierigkeiten, Lern- und Leistungsprobleme, Prüfungsangst und Studienabschlussprobleme.
Es gibt allerdings auch eine kleine Entwarnung, denn: die meisten Studierenden kommen NICHT wegen psychischer Probleme in die Beratung, sondern suchen Unterstützung bei Arbeitsorganisation und Zeitmanagement (19 Prozent). Auch Arbeits- und Konzentrationsschwierigkeiten spielen eine Rolle (16 Prozent). Prüfungsangst sowie Lern- und Leistungsschwierigkeiten sind mit je 12 Prozent ebenfalls ein wichtiges Thema.
Und natürlich ist die Zahl der beratungssuchenden Studentinnen und Studenten auch gestiegen, weil es immer mehr Studierende gibt (also schlichtweg eine Frage der Quantität) und: die Studenten gehen deutlich pragmatischerer mit solchen (Tabu-) Themen um als in der Vergangenheit.
Viele Studierende wollten sich aber auch bei Problemen beraten lassen, die nicht unmittelbar das Studium betreffen, heißt es vom Studentenwerk. 14 Prozent der Befragten baten demnach um Hilfe, weil sie mangelndes Selbstbewusstsein empfinden. 12 Prozent suchten Rat wegen Partnerschaftsproblemen.
Diese Gründe bedeuten für mich noch aufmerksamer im Themenbereich Studienorientierung zu sein – letztendlich berührt diese Gesamtthematik auch immer wieder die falsche Auswahl eines Studienganges oder überhaupt eines Studiums anstelle z.B. einer Dualen Ausbildung. Und ich möchte noch aufmerksamer sein in der Begleitung von Studierenden, in meiner Eigenschaft als ehrenamtlicher Lehrbeauftragter, Dozent und Mentor.
https://kompetenzzentrum-duesseldorf.de/wp-content/uploads/2019/04/Logo-1030x312.png00wpkompzenbohttps://kompetenzzentrum-duesseldorf.de/wp-content/uploads/2019/04/Logo-1030x312.pngwpkompzenbo2019-04-01 15:28:142019-04-01 18:03:35TRAURIGE BILANZ: IMMER MEHR STUDIERENDE NEHMEN PSYCHOLOGISCHE BERATUNG IN ANSPRUCH
Wie digital darf, muss, soll, kann Schule sein? Und was hilft am besten, wenn man gut lernen möchte?
UncategorizedIch weiß, darüber streiten sich die Gelehrten: Ist die beste Schule voll durch digitalisiert oder können auch analoge Schulen sehr gut sein? Sollten Schüler heutzutage mehrheitlich digital lernen und beschult werden? Der so genannten „Digitalpakt“ soll in den Schulen die große Wende bringen. Doch, was eigentlich sind die Kernelemente des Lernens? Wann und wie man lernt man gut?
130 Leseforscher aus ganz Europa haben soeben eine spannende Studie veröffentlicht.
http://ereadcost.eu/wp-content/uploads/2019/01/StavangerDeclaration.pdf.
Die Kernaussage ist „ernüchternd“. Beim digitalen Lesen und speziell unter Zeitdruck gehen wir zu selbstsicher mit Texten um. Digital lesen wir oberflächlicher als analog. Führen die digitalpolitischen Programme also zum Gegenteil dessen, was sie bewirken sollen? Kannibalisiert die digitale Kompetenz gar die Lesefähigkeit?
Für schnelles Informieren reiche das Digitale, schreibt Germanistin Sandra Richter in der Süddeutschen, doch die „Kulturtechnik des Interpretierens“ bewahre das nicht. Lesen Sie ihren Beitrag hier: https://www.sueddeutsche.de/bildung/schule-tablets-literatur-1.4415413
Akademische versus berufliche Bildung – Mit Vorurteilen aufräumen!
UncategorizedUnter dem Titel „Akademische versus berufliche Bildung – Mit Vorurteilen aufräumen!“ hat der Dachverband der IHKs mit Sitz in Berlin eine interessante Stellungnahme abgegeben und kommt zu dem Schluss: „Mit einem Hochschulabschluss in der Tasche verdient man keineswegs generell mehr als ein Nicht-Akademiker. Gleichzeitig ist die Chance, nach einem Studium eine adäquate Beschäftigung in einer unbefristeten Anstellung zu finden, geringer als mit einem Abschluss der Höheren Berufsbildung. Höchste Zeit also, mit den gängigen Vorurteilen aufzuräumen und den Karriereweg der Beruflichen Bildung noch stärker als lohnende Alternative zum Studium zu bewerben!“
Gut: Das Fazit ist nicht neu, aber da die landläufige Meinung eine andere ist, kann es nur gut sein, diese positiven Botschaften immer wieder in geeigneter Form zu veröffentlichen. Vor allem Eltern, die wichtigsten Berater für Jugendliche, wenn es um den Berufs- und Lebensweg geht, wollen natürlich nur das Beste für ihre Kinder und neigen immer wieder dazu, dem Kind ein Studium anzuraten: „Du sollst es mal besser haben als wir“, hört man dann immer wieder.
Letztendlich aber ist das Gegenteil der Fall. Das Abi in der Tasche ist auf jeden Fall immer gut (viele Eltern wissen aber nicht, dass man das Abi nicht nur auf dem Gymnasium erwerben kann, sondern neben der Gesamtschule auch auf dem Berufskolleg und an der Abendschule). Letztendlich sind aber die anderen Schulabschlüsse auch sinnvoll. Beispiel: In Düsseldorf bekommt jeder Jugendliche mit einem guten Hauptschulabschluss oder einem Realschulabschluss immer eine Ausbildungsstelle.
Das Abitur wird mittlerweile vielfach als „Mindestabschluss“ einer schulischen Qualifikation angesehen. Daraus resultiert bei Jugendlichen der Trugschluss, dass nur das Abitur optimal auf eine erfolgreiche Berufstätigkeit vorbereitet. Des Weiteren wird das Bild vermittelt, dass Akademiker mehr verdienen als Nicht-Akademiker, das Arbeitslosenrisiko geringer ist und sie schlicht die „besseren Jobs“ haben. Doch stimmen diese (Vor-)urteile tatsächlich?
Nach dem Schulabschluss ist eine Duale Ausbildung der „Karriereweg Nr. 1“. Auch und gerade im Handwerk und in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), denn: Wir wissen nicht, welche Berufe in zehn Jahren aktuell sein werden. Wir wissen aber, dass MINT- und handwerkliche Jobs eine gute Zukunft haben werden. Das bedeutet nicht, dass Kinder, die eher eine kulturelle Tendenz haben, unbedingt Tischler lernen sollten, jedoch: Jugendliche, die in diesem Bereich ein Talent haben, sollten dieses auf jeden Fall weiter fördern und sich darin immer wieder ausprobieren.
Stimmt es eigentlich, dass Akademiker weniger oft arbeitslos sind als NichtAkademiker?
Das Arbeitslosenrisiko sinkt mit steigendem Bildungsniveau – ein ziemlich stabiles Bild: Seit dem Jahr 1975 hat sich die Rangfolge bei den Arbeitslosenquoten in den drei Qualifikationsebenen nicht verändert. Nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lag die qualifikationsspezifische Arbeitslosenquote für Akademiker im Jahr 2017 bei 2,1 Prozent. Bei Fachkräften, die sich zum Meister- oder Techniker weiterqualifiziert haben, betrug die Arbeitslosenquote im Vergleichszeitraum hingegen lediglich 1,5 Prozent. Dies zeigt: Eine duale Ausbildung mit anschließender Aufstiegsfortbildung schützt noch besser vor Arbeitslosigkeit als ein Studium. Wie auch beim Einkommen kann man beim Thema Arbeitslosigkeit nicht alle Akademiker über einen Kamm scheren. Die Arbeitslosenquote für studierte Werbe- und Marketingspezialisten wurde zuletzt mit 4,8 Prozent angegeben – aber lediglich 1,3 Prozent der Absolventen in der Human- und Zahnmedizin finden keine Beschäftigung, was die Quote insgesamt wieder senkt (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2018). In der offiziellen Statistik gibt es allerdings Unschärfen: Praktika, Minijobs und einkommensschwache Zeiten während der Selbstständigkeit fallen nicht unter Arbeitslosigkeit – und auch nicht die vielen Akademiker, die notgedrungen Stellen besetzen, die nicht ihren Anforderungen entsprechen (Stichwort: „Bachelorisierung der Sachbearbeitertätigkeit“). Der bereits heute erkennbare Trend zur atypischen oder inadäquaten Beschäftigung dürfte sich bei weiter steigenden Akademikerzahlen noch verschärfen.
Stimmt es eigentlich, dass Akademiker mehr verdienen als Nicht-Akademiker?
Vergleicht man Gehälter von Akademikern und Nicht-Akademikern, kommt man schnell auf den Vergleich des Lebenseinkommens: Einer Studie des Münchener ifoInstituts (2017) zufolge verdienen Akademiker, die ein Universitätsstudium im ersten Bildungsweg abgeschlossen haben, durchschnittlich 390.000 Euro netto in ihrem Erwerbsleben und damit 65 Prozent mehr als jemand mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Jedoch gibt es in der Gruppe der Akademiker erhebliche Unterschiede: Darf ein Ingenieur in Luft- und Raumfahrt mit einem durchschnittlichen Einstiegsgehalt von ca. 5.800 Euro rechnen, so hat ein Architekt zu Beginn seines Arbeitslebens durchschnittlich lediglich 3.000 Euro brutto zur Verfügung. Absolventen der Sozialpädagogik oder der Geisteswissenschaften müssen beim Gehalt oft noch größere Abstriche machen. Demgegenüber ist das Einstiegsgehalt von ausgebildeten Fachkräften oft höher, als man vielleicht meint: Bankkaufleute können nach ihrer Berufsausbildung mit einem Gehalt von bis zu 3.400 Euro brutto rechnen. Ebenso sind Arbeitskräfte in der Industrie sehr gefragt: Ein ausgelernter Industriemechaniker wird mit bis zu 2.500 Euro brutto monatlich entlohnt. Wird später noch eine Höhere Berufsbildung (auch: Aufstiegsfortbildung) absolviert, wie beispielsweise zum Industriemeister im Bereich Chemie, werden sogar Monatsgehälter in Höhe von bis zu 4.400 Euro erzielt – stets in Abhängigkeit von Branche und Betriebsgröße. Das klassische Vorurteil, dass Akademiker grundsätzlich mehr verdienen als Nicht-Akademiker, stimmt also nur bedingt. Der insgesamt höhere Gehaltsdurchschnitt wird bei den akademisch Qualifizierten insbesondere durch Ärzte und Ingenieure angehoben, während andere Berufe deutlich darunter rangieren. Eine berufliche Ausbildung kann also lukrativer sein als ein jahrelanges Studium – insbesondere dann, wenn Absolventen durch die zunehmende Akademisierung immer häufiger dazu gezwungen sind, mit unterqualifizierten und somit schlechter bezahlten Jobs ins Erwerbsleben einzusteigen. Zudem sollte man berücksichtigen, dass eine berufliche Ausbildung schon während der Ausbildungszeit vergütet wird und im Vergleich zum Master-Studium mit durchschnittlich drei Jahren einen vergleichsweise geringen zeitlichen Aufwand bedeutet.
Quelle: „Akademische versus berufliche Bildung – Mit Vorurteilen aufräumen!“ , DIHK 2019
TRAURIGE BILANZ: IMMER MEHR STUDIERENDE NEHMEN PSYCHOLOGISCHE BERATUNG IN ANSPRUCH
UncategorizedVeröffentlicht am März 23, 2019
Stress, Prüfungsangst, keine Freunde: Die Beratungsstellen an unseren Hochschulen platzen aus allen Nähten. Aktuell suchen über 100.000 Studierende Rat, Hilfe und Unterstützung.
108.800 Mal hatten die psychologischen Berater im Jahr 2017 Kontakt mit Hilfe suchenden Studierenden – eine Steigerung um 60 Prozent im Vergleich zum Jahr 2006. Dies teilte das Deutsche Studentenwerk in seiner Broschüre „Beratung im Profil“ mit, die es am Dienstag bei einer Fachtagung in Berlin vorstellte.
Eigentlich eine traurige Bilanz. Auch ich lerne in meiner Praxis immer wieder Studierende kennen, die solche Probleme haben. Ich dachte es wären Einzelfälle. Doch, so scheint es nicht zu sein.
Hauptgründe für die Nutzung der psychologischen Beratung sind mangelndes Selbstwertgefühl, depressive Verstimmungen, Partnerschaftsprobleme, Probleme im familiären Umfeld, Kontaktschwierigkeiten, Probleme mit Alkohol und anderen Drogen, Arbeit- und Konzentrationsschwierigkeiten, Lern- und Leistungsprobleme, Prüfungsangst und Studienabschlussprobleme.
Es gibt allerdings auch eine kleine Entwarnung, denn: die meisten Studierenden kommen NICHT wegen psychischer Probleme in die Beratung, sondern suchen Unterstützung bei Arbeitsorganisation und Zeitmanagement (19 Prozent). Auch Arbeits- und Konzentrationsschwierigkeiten spielen eine Rolle (16 Prozent). Prüfungsangst sowie Lern- und Leistungsschwierigkeiten sind mit je 12 Prozent ebenfalls ein wichtiges Thema.
Und natürlich ist die Zahl der beratungssuchenden Studentinnen und Studenten auch gestiegen, weil es immer mehr Studierende gibt (also schlichtweg eine Frage der Quantität) und: die Studenten gehen deutlich pragmatischerer mit solchen (Tabu-) Themen um als in der Vergangenheit.
Viele Studierende wollten sich aber auch bei Problemen beraten lassen, die nicht unmittelbar das Studium betreffen, heißt es vom Studentenwerk. 14 Prozent der Befragten baten demnach um Hilfe, weil sie mangelndes Selbstbewusstsein empfinden. 12 Prozent suchten Rat wegen Partnerschaftsproblemen.
Diese Gründe bedeuten für mich noch aufmerksamer im Themenbereich Studienorientierung zu sein – letztendlich berührt diese Gesamtthematik auch immer wieder die falsche Auswahl eines Studienganges oder überhaupt eines Studiums anstelle z.B. einer Dualen Ausbildung. Und ich möchte noch aufmerksamer sein in der Begleitung von Studierenden, in meiner Eigenschaft als ehrenamtlicher Lehrbeauftragter, Dozent und Mentor.
Informationen zum Beratungsprofil des Studentenwerks gibts hier: www.studentenwerke.de/de/content/beratung-im-profil