Seit acht Jahren gibt es bereits die „Düsseldorfer Tage der Beruflichen Orientierung (DTBO)“. Ziel: die Schülerinnen und Schüler lernen Berufsbilder und Ausbildungsberufe hautnah und pragmatisch kennen, kommen mit Auszubildenden und Ausbildern ins Gespräch und können in den Betrieben hinter die Kulissen blicken.

Während viele Städte das Standardelement der Berufsfelderkundungen in diesem Jahr pandemiebedingt nicht anbieten, geht Düsseldorf einen anderen Weg: die „Düsseldorfer Tage der Beruflichen Orientierung werden hybrid“, freut sich Gregor Nachtwey, Leiter der Kommunalen Koordinierung der Landeshauptstadt Düsseldorf. „Rund 6.600 Plätze können wir in diesem Jahr vom 17. bis 24. März anbieten. So viele wie noch nie.“ Die meisten Termine fänden digital statt. Das würde ganz gut passen, da viele Schülerinnen und Schüler sowieso zuhause seien, sagt Gregor Nachtwey. „Durch die Corona-Pandemie wurde ein regelrechter Digitalisierungsschub ausgelöst, der das beschleunigt, was sich schon zuvor angekündigt hatte: unsere Arbeitswelt ist im Wandel“.

Die Formate sind abwechslungsreich: es gibt Treffen auf digitalen Plattformen, Livechats, umfangreich gestaltete Padlets, virtuelle Erklärformate sowie digitale und analoge Betriebserkundungen (soweit die Hygienebestimmungen dies zulassen) zu rund 80 Ausbildungsberufen aus Handwerk, Industrie und Verwaltung. (Anm. f. Redaktionen: alle Berufe finden Sie unter www.berufsorientierungstage.de).

Die Berufsorientierungstage sind ein Modul eines vielfältigen Instrumentenkasten zur Berufsorientierung, der in der achten Klasse beginnt. Potenzialanalysen, Pflegen eines Berufswahlpasses, Praxisphasen und eine organisierte Übergangsbegleitung in der Schule sind die Elemente eines standardisierten Prozesses, der durch die Kommunale Koordinierung begleitet wird.

Gregor Nachtwey: „Unsere Jugendlichen lernen Schritt für Schritt ihre Stärken kennen und können das Erlebte und Erlernte in ihren individuellen Prozess der Berufswahl einbringen. Die Ergebnisse sind eine erste Orientierungshilfe, die von Eltern und Lehrkräften genutzt werden können, um über berufliche Wünsche und Fähigkeiten zu sprechen“.

Livetipp: Im Rahmen einer kurzweiligen Veranstaltung werden die „Düsseldorfer Tage der Beruflichen Orientierung 2021“ am 17. März 2021, 18 Uhr, auf der Webseite www.kommunale-koordinierung.com eröffnet. Expertinnen und Experten aus Region, unter anderem von den Arbeitgeberverbänden, der Agentur für Arbeit, der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer, der Schulaufsicht, der Kommunalen Koordinierung und des Kompetenzzentrums Berufliche Orientierung, informieren über die Möglichkeiten der Berufs- und Studienorientierung in Düsseldorf, diskutieren über den Ausbildungsmarkt und über die Anforderungen der Berufswelt und sagen, was für Schüler, Eltern und Unternehmen jetzt wichtig wird. Stadtdirektor Burkhard Hintzsche wird im Stream die „Düsseldorfer Tage der Beruflichen Orientierung 2021“ an diesem Abend eröffnen.

Seit rund 22 Jahren gibt es das Duale Orientierungspraktikum. Eine Erfolgsgeschichte, die Schülerinnen und Schüler von Gymnasien und Gesamtschulen mit den Hochschulen und den Unternehmen in der Wirtschaftsregion Düsseldorf verbindet. Studienrat Benjamin Gnauß zieht eine zufriedenstellende Bilanz:

Im medialen Diskurs scheinen sich alle Beteiligten einig zu sein, dass die Corona Pandemie wie ein „Brennglas“ wirkt – was unter normalen Umständen bereits schwierig schien, scheint aktuell kaum leistbar. Diese Brennglas-Metaphorik macht natürlich auch nicht vor der beruflichen Orientierung halt. Es war schon immer schwierig, eine halbwegs informierte Entscheidung dazu zu treffen, was man nach der Schule mit seinem Leben anfangen möchte – sowohl Lehrkräfte als auch Elternschaft können davon ein Lied singen. Bis in die 7./8. Klasse hinein ist man sich sicher, dass man Astronaut*in, Polizist*in oder Bundeskanzler*in wird. Doch plötzlich eröffnen sich so viele Möglichkeiten, dass man nicht mehr genau sagen kann, wo die Reise hingehen soll. Umso wichtiger ist es, spätestens ab diesem Zeitpunkt „Wegweiser“ zu haben. Zu den wichtigsten Wegweisern zählt seit jeher das Schüler*innenpraktikum. Man arbeitet zwei bis drei Wochen in einem Praktikumsbetrieb und hinterher ist man schlauer. Für den einen kann das heißen, dass ein bestimmter Beruf endgültig ausgeschlossen ist, für die andere, dass ein ganz bestimmtes Studium verstärkt in den Fokus rückt.

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Der bestehende Lehrkräftemangel in den MINT-Fächern – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik – droht, sich massiv auszuwachsen: Allein im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) werden bis zum Schuljahr 2030/31 in den weiterführenden allgemeinbildenden Schulen zwei Drittel der benötigten Fachlehrkräfte fehlen. So lautet eine aktuelle Prognose, die der Bildungswissenschaftler Klaus Klemm im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung erstellt hat. Gründe dafür sind die stark steigenden Schülerzahlen und weniger MINT-Lehrkräftenachwuchs. Die Ergebnisse für NRW dürften sich auf ganz Deutschland übertragen lassen.

In seiner Studie kommt Klemm zu deutlich negativeren Aussichten als noch in einer letzten Berechnung 2014. Damals lag die voraussichtliche Bedarfsdeckungsquote für alle MINT-Fächer zusammen bis 2025/26 bei immerhin zwei Dritteln. Nach derzeitiger Datenlage rutschen nun auch die Prognosen für vermeintlich solide Fächer stark ab: War für die Mathematik im Jahr 2014 noch eine Bedarfsdeckung von 94 Prozent im Schuljahr 2025/26 zu erwarten, sinkt diese auf voraussichtlich 43 Prozent im Schuljahr 2030/31; in Biologie von 93 Prozent auf 44 Prozent. Und die ohnehin schon dünne Versorgungslage in den Fächern Informatik und Technik droht, sich nochmals drastisch zu verschlechtern: in der Informatik auf sechs Prozent (2014: 25 Prozent), in Technik auf vier Prozent (2014: zehn Prozent).

„Die Studienergebnisse zeigen, dass es nicht mehr fünf vor, sondern fünf nach Zwölf ist, was qualifizierten Lehrernachwuchs in den so wichtigen MINT-Fächern angeht“, sagt Dr. Thomas de Maizière, Vorsitzender der Deutsche Telekom Stiftung. „Hier müssen Politik und Hochschulen schnellstens handeln und dafür sorgen, dass das Prognostizierte nicht Realität wird. MINT-Lehramtskandidaten sollten bestmögliche Studienbedingungen vorfinden, damit sich mehr junge Menschen für diesen Karriereweg begeistern. Und auch die Unterstützung von Seiten- und Quereinsteigern muss stärker in den Fokus rücken.“

Dr. Klaus Klemm, emeritierter Professor an der Universität Duisburg-Essen, betont: „Die Kultusministerkonferenz hat schon 2009 in ihren Empfehlungen festgehalten, dass mehr Werbung für den Lehrerberuf gerade in MINT-Fächern nötig sei. Das gilt heute mehr denn je. Angesichts der inzwischen wieder steigenden Schülerzahlen werden absehbar mehr MINT-Lehrkräfte gebraucht als zur Verfügung stehen. Es muss daher unbedingt gelingen, die an einem Lehramtsstudium Interessierten für die Wahl mindestens eines MINT-Fachs zu gewinnen. Auch deutlich niedrigere Studienabbrecherquoten würden helfen.“

Weitere Maßnahmen, die nach Meinung von Klaus Klemm dem MINT-Lehrkräftemangel kurz- und langfristig entgegenwirken könnten, sind der Einsatz von angehenden Lehrkräften (Referendaren) im Unterricht, von entsprechend qualifizierten Seiten- und Quereinsteigern oder von Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft, die an den Schulen beschäftigt werden. Für die Telekom-Stiftung ist es zudem zentral wichtig, dass die Hochschulen den personellen Ausbau der MINT-Fachdidaktiken vorantreiben.

Eine Zusammenfassung der Studienergebnisse von Klaus Klemm, der komplette Bericht sowie Grafiken finden sich unter www.telekom-stiftung.de/lehrkraeftemangel.